Da wo man vom Bützberg nach Wangen und Solothurn geht, befindet sich in der Mitte eines Waldes ein ziemlich breiter und tiefer Graben. Dieser soll zu der Zeit, als noch Landvögte das bernische Oberamt Aarwangen beherrschten, auf Befehl eines Landvogtes Namens Wiladnig gegraben worden sein und zwar zu einer Zeit, als eine schreckliche Teuerung im Lande war.
Anstatt nun die von Hunger geplagten Leute mit Rat und Tat zu unterstützen, soll derselbe Landvogt sie zum Graben dieses kleinen Kanals (er führt das Wasser aus dem kleinen Riedsee) gezwungen haben. Diese Arbeit sollten sie auf seinen Befehl in einer bestimmten sehr kurzen Frist fertig haben. Denn er sagte, wenn die Arbeit nach Verfluss dieser Zeit nicht fertig sei, so solle ihn das Wetter erschlagen. Obschon die armen Leute sich fast über Vermögen anstrengten, brachten sie die Arbeit doch nicht zustande. Als der Landvogt dies vernahm, soll er entsetzlich geflucht und die Leute gepeinigt haben, denn er erinnerte sich seines entsetzlichen Schwures. Lange nachher getraute er sich nicht ins Freie hinaus zu gehen, denn er zitterte vor jeder schwarzen Wolke. Einst als der Himmel heiter und kein Lüftchen zu sehen war, fuhr er in einer Kutsche, nur vom Kutscher begleitet, nach einem benachbarten Dorfe, aber ehe er wieder auf sein Schloss ankam, änderte sich das Wetter, und auf der Straße zwischen Roggwil und Aarwangen soll der Blitz mitten in die Kutsche getroffen und ihn gleich getötet haben; dem Kutscher aber soll kein Leid widerfahren sein. Seither hört und sieht man ihn immer in grüner Kleidung auf einem Schimmel, von Jagdhunden begleitet, neben diesem Graben umherirren und jagen, besonders im Herbst und wenn das Wetter sich ändern will.
Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung www.maerchenstiftung.ch