In der Gegend von Sumiswald, Wasen und Hornbach geht allgemein die Sage vom grünen Reiter auf der Schlange. Im Tale Hornbach befindet sich ein Bauernhof, welcher ebenfalls Hornbach heisst, nahe am Flüsschen gleichen Namens. Im vorigen Jahrhundert - so wird erzählt - waren die Meitschi (Mädchen) jenes Hofes damit beschäftigt, ihre Wäsche an einer- tiefliegenden Stelle nahe am Bache zum Trocknen aufzuhängen. Da kam ein grün gekleidetes Männchen daher, welches ein Hülfterchen (kleiner Sattel) um den Leib gebunden hatte. Es grüsste sie freundlich und sagte ihnen, sie sollten ihre Wäsche bald wegnehmen, sonst könnte sie ihnen fortgeschwemmt werden. Die lustigen Meitschi lächelten; allein es kam wirklich bald ein starker Regen, und die dunkeln Wolken häuften sich so an, dass die Spötterinnen mit ihrer Wäsche eilten. Wie ein Wolkenbruch ergoss es sich über die Gegend des hinteren Teils von Hornbach. Der Bach schwoll an, die Einwohner strömten aus ihren Häusern, um den befürchteten Verwüstungen des Baches wo möglich Einhalt zu tun. Zum Schrecken der Wäscherinnen kam aus der ersten mächtigen Welle eine ungeheure Schlange und auf derselben sass dasselbe grüne Männchen, mit welchem sie vormittags gesprochen hatten. Das Hülfterchen hatte er der Schlange angelegt, und ritt so auf dem Wasser fort. Auf dem Rasen nahm sie einen Sprung über denselben hinaus, und jenseits wieder ins Wasser. Der Bach hauste fürchterlich; auf der Alp Hinterried wurden mehrere Kühe fortgerissen und ertranken; eine oder zwo derselben wurden stundenweit fortgetragen, und gerade dem Bauer, welchem sie gehörten, auf seine Matte geworfen.
Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung www.maerchenstiftung.ch