Heidenburg heisst ein bewaldeter Hügel auf Breite in der Gemeinde Basserstorf im Kanton Zürich. Von diesem Ort geht folgende Sage: In dunkler stürmischer Nacht sieht man oft einen Reiter ohne Kopf auf einem weissen Pferd von der Burg herunterreiten und aus dem Wald hervor ins offene Gelände im schnellsten Laufe forteilen und plötzlich verschwinden. Nicht weit von da ist der Engelreih, und am Fusse desselben führt ein Hohlweg zu einem Bach, an den Steg der "Frau Escher." Man erzählt, eine weisse Frau, die man Frau Escher nennt, werde öfter an diesem Steg gesehen; wenn jemand in böser Absicht nachts hinüber gehen wolle, begegne sie ihm aus demselben und weise ihn mit drohender Hand zurück. Nicht sehr weit von da ist ein Acker, Steinmürli genannt, weil römisches Mauerwerk hier gefunden wird. Am Saum desselben steht ein alter Baum, unter welchem nach der Sage ein Schatz ruht. Es ging einmal um Mitternacht ein Mann hin, um denselben heraus zu graben: bald erschien ein schönes Weib, das ihn bei der Arbeit ermutigte und das Gelingen seines Wunsches verkündete; allein er müsse dreimal kommen und ihr jedes Mal einen Kuss geben. Er gab ihr heute fröhlich den ersten. Als er in der folgenden Nacht wiederkam, sass eine grosse scheussliche Kröte unter dem Baum; er erschrak, wollte sie nicht küssen, sondern floh davon. In der folgenden Nacht fand er eine noch scheusslichere Kröte an der Stelle und als er wiederum zum Kusse sich nicht entschliessen konnte, fiel er in Wahnsinn und ward nicht mehr geheilt.
Eine weitere Sage erzählt: Ein andermal ging ein Mann zu diesem Baume und grub. Als er nun lange hackte, erschien ein Weib und sprach zu ihm, es werde ihm wohl gelingen, den Schatz zu heben, allein er müsse zuvor einen andern Baum im Wald, den sie ihm näher beschrieb, fällen, und aus demselben eine Wiege zimmern; und erst, wenn ein Kindlein in dieser Wiege weine, werde er den Zauber lösen und den Schatz heben können. Nun fand er erst lange den bezeichneten Baum nicht, auch war das Holz entsetzlich hart, und es dauerte lange, bis er ihn gefällt, noch länger, bis die Wiege gezimmert war, und er starb, bevor ein Kindlein in derselben lag.
Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung www.maerchenstiftung.ch