Der Binzenhof ist ein artiges Landgut, das nahe bei Aarau am Distelberge unter dem Gönhardwalde gelegen ist. Ein Feldmesser Trog sollte es den Eigentümern Binz ausmessen, übervorteilte sie, und da er entdeckt war und das Gericht fürchtete, erhing er sich oberhalb im Gönhard. So oft es nun schlechtes Wetter geben will, oder wenn in der Umgegend ein Unglück statthaben soll, tritt er nachts auf dem Distelberge aus der Waldung heraus auf die Landstrasse. Ein Schweinehändler kam mit seinem Wagen voll Tiere nachts da vorbei und wollte von der Höhe hinab sein Fuhrwerk spannen. Trotzdem, dass er an seiner Kette riss und glich, blieb sie ihm jetzt zu kurz. Er lief in das nächste Haus am Wege. Ein Schneider, der da wohnte, gab ihm Strick und Seil, um damit die Spannkette zu verlängern. Nun aber zerrissen beim ersten Versuche auch diese Seile. Der Schweinehändler dachte sogleich an den guten Trog, dessen Spuk er hier, wo ihn sein Weg gar oft vorbeigeführt hatte, schon aus Erfahrung kannte. Er bat deshalb den Schneider, ihm die Hand so fest als möglich zu geben, und verrichtete so mit ihm die Höhe hinab den Dienst der Sperrkette. Es ging ganz gut bis unten zum Markstein. Da aber wollten die Pferde durchaus nicht mehr weiter. Zugleich schlug es in Aarau zwölf Uhr und siehe, Trog trat aus jenem Fusswege, der hier in den Binzenhof führt, in die Strasse hervor, auf dem Kopfe eine weisse Zipfelkappe, in der Hand eine Messrute. Unbekümmert fing er an, die nächsten Felder auszumessen und verschwand, als er damit fertig war, ebenso unbekümmert wieder im Walde. Gleich darauf gingen auch die störrischen Pferde von selbst weiter.
Ist Trog gerade oberhalb der Scheune des Binzenhofes auf dem Stege nächst dem Walde hin, so sind die Hunde im Hofe drunten nicht mehr zu bändigen. Sie bellen und laufen in den Wald hinauf, setzen quer über die Landstrasse und durchrennen den ganzen jenseits gelegenen Suhrerwald. Wenn sie wieder heimkommen, sind sie todmüde und können sich manchen Tag nicht mehr rühren.
E. L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 2, Aarau 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch