Wenn du schon vom Bötzberg über Adlisberg ins Ueberthal gegangen bist, so wirst du gesehen haben, wie dort am Oelbach herum alles durchgraben und zerrissen ist. Jetzt zwar singen Vögel in den Waldrosensträuchen. Aber gerade zwischen jenen Eiben und dichten Rothtannen geht man nachts noch immer nicht gerne vorbei, und man muss kein Sonntagskind sein, um zu bemerken, wie hier Spuren von gewaltigen Erdarbeiten und tiefen Höhlenbauten sich verrathen. Hier auf der Höhe meint man, sei vor alter Zeit das Schloss gestanden, wovon nur noch der Name Adlisberg übrig geblieben ist. Nichts weiss man von seinen Bewohnern und der Ursache seiner Zerstörung. Gleichwohl grub schon mein Urgrossvater mit andern Männern hier nach Schätzen. In einer Neumondsnacht gelang es ihnen einen Schacht zu finden, und in dem Augenblicke, da sie ihn besteigen wollten, fieng mit grossem Rauschen der Boden unter ihren Füssen an zu wanken. Betroffen sahen sie nach dem Himmel hinaus und in das Thälchen hinab, und gewahrten dort ein brennendes Viertel, das sich über den Oelbach immer grösser werdend und flammender herauswälzte. Es flatterte und knisterte, als ob die ganze Gegend in Feuer stände, und deutlich konnten sie im Widerscheine dabei die Kirchenfenster im Dorfe blitzen sehen. Da brach unter Brausen und Knallen in ihrem Rücken der Schacht zusammen und eine Stimme rief:
„Ach ich wollte allzuviel,
Meine Qual ist ohne Ziel."
Noch weiss man nicht, ob dies der Müller am Oelbach gewesen, der den Leuten zu viel abgenommen, oder die Ritter des Schlosses. Weiter gegraben hat niemand mehr.
E. L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 2, Aarau 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch