In dem kleinen Dörfchen Rieden unterhielten sich die Burschen beim Dreschen über einen Selbstmord, welcher in der eine Viertelstunde entfernten Stadt Baden vorgefallen war. „Das hat eben auch der Teufel gethan“, sagte einer der Drescher, „denn wo der mit im Spiele ist, da kann sich einer an einem Strohhalm erhenken.“ Nach mehrfachem Hin- und Widerreden erbot sich nun einer der Burschen, es auf den Versuch ankommen zu lassen, die übrigen möchten ihn nur schnell herunterlösen, wenn sie wirklich bemerken sollten, dass er darüber in Lebensgefahr käme. So erklettert er denn gleich den Steighaken in der Tenne, schlingt um die oberste Selle (Sprosse) desselben einen frisch vom Scheunenboden genommenen Halm und steckt nun den Kopf in die Schlaufe. In diesem Augenblick schiesst an den Zuschauern vorbei ein fetter grosser Hase durch das eine Tennenthor herein und durch das andere offenstehende hinaus. Alle Burschen jagen ihm nach. Er lässt sich anfangs die Verfolger nahe auf den Leib kommen, dies steigert ihre Hast. Und so setzen sie ihm noch lange zu, ohne ihn erwischen zu können. Unverrichteter Dinge kehren sie endlich um. Aber wie erstaunen sie, als sie ihren Kameraden auch jetzt noch am Strohhalme hängen sehen. Er scheint wirklich todt. Einer erklimmt den Steighaken, um den Halm zu zerreissen: es geht nicht; mit dem Sackmesser zu zerschneiden: umsonst! Nachdem man den Entseelten mit sammt der kindischen Schlinge am Hals in die Tenne herabgehoben, entwindet und entwickelt man den Halm freilich ohne Mühe, aber durch ihn hindurch gezogen findet man jetzt einen Eisendrath.
E. L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 2, Aarau 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.