Der Lischersee in der Nähe des Beverin

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Hirten hüteten um denselben ihr Alpvieh. Da kamen Ritter von der Jagd und stachen in boshaftem Mutwillen mit ihren Speeren auf die Kühe los, dass diese in der Angst in den See sprangen und ertranken. Die ärmlichen Hirten konnten den Unfug der Gepanzerten, Gutbewaffneten nicht wehren, sie weinten und wurden verhöhnt.

Der See färbte sich vom Blut der erstochenen Kühe, die Wellen hoben sich und rauschten wild, und aus ihnen wälzte sich ein ungeheurer Kuhbauch mit hundert starren, schrecklichen Augen, die gleich Baselisken-Blicken töteten. Welchen unter den Rittern die Gewalt dieser Blicke nicht vernichtete, wurde vom rollenden Ungeheuer zerquetscht. Die Hirten blieben verschont.

Das Gespenst rollte wieder in den See zurück; soll aber von Zeit zu Zeit drin dumpf und schrecklich brüllen und alle 300 Jahre einmal das Tal hinunterrollen. Das erste Rollen soll das Purteinertobel in blühenden Boden hineingerissen haben, in einer einzigen Gewitternacht.

Aus: U. Brunold-Bigler, Die Sagensammlung der Nina Camenisch, Disentis 1987, mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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