Einer armen Frau von Laufenburg träumte es in drei Freitagsnächten vor dem Charfreitage, dass sie an diesem Tage Mittags 12 Uhr an einem bestimmten Platze auf der Ruine daselbst, welche Habsburg heisst und die dritte dieses Namens in der Schweiz ist, einen bedeutenden Schatz erheben könne. Was einem in solchen Nächten träumt, das erfüllt sich, behauptet der Volksglaube; und da ihr der Traum dreimal nach einander ganz gleich wieder gekommen war, so entschloss sie sich und gieng zur bestimmten Zeit hinaus an den einsamen Schlossthurm. Mit dem ersten Mittagsschlage durchbebte ein leises Schüttern den Boden unter ihren Füssen, und ganz in ihrer Nähe erblickte sie einen grossen Topf, neben dem eine schwarze Katze mit Feueraugen sass, die jetzt eben davon wich. Gleich näherte sich die Frau und nahm den Deckel davon ab, aber statt mit Gold sah sie ihn nur mit Glasscherben angefüllt. Sie gieng verdriesslich heim und erzählte das Vorgefallene einem Kapuziner. Der machte ihr ernstliche Vorwürfe und schob auf ihre Zweifelsucht allein alle Schuld, dass eine so höhnende Verwandlung mit dem Schatze vorgehen konnte.
Jene schwarze Katze war der Schlossgeist gewesen; er hat noch in neuerer Zeit ein Zeichen von sich gegeben. Es ist nämlich dem Andenken der Laufenburger-Schlossherren eine Jahrzeit in der Laufenburger-Stadtkirche gestiftet, und alle Jahre soll für sie eine Seelmesse gelesen werden. Als dies nach und nach in Vergessenheit gekommen war, hörte man Nachts an der Ruine ein heftiges Schnauben und Stöhnen. Seitdem liest man die gestiftete Messe wieder, wie es sich gebührt. — Schweiz. Merkur 1835, 121.
E. L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 2, Aarau 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch