Da in Hornussen ein reicher Bauer gestorben war, dem die Leute allerlei Böses nachgesagt hatten, war schon drei Tage nachher alles Vieh im Stalle bis auf eine schwarze Ziege erwürgt. Als sich dies Unglück wiederholte, nahm man seine Zuflucht zum Pfarrer. Der geistliche Herr suchte zwar abzuhelfen, wusste jedoch nicht heraus zu bringen, wo der Verstorbene jetzt seinen Sitz im Hause aufgeschlagen habe. Zufällig kam gerade eine Schaar Heimatloser Abends an den Hof und begehrte Obdach für eine Nacht. Man brachte sie in der Scheune unter. Da hatten sie eine üble Ruhe; die ganze Nacht waren sie durch Poltern und Krachen geschreckt und am Morgen konnte keines seine Kleider wieder finden. Erst als man das Tor geöffnet hatte, um mehr Helle herein zu lassen, und einer in die First emporblickte, sah man alles Gepäcke droben unterm Dache durcheinander hangen. Jetzt wusste der Pfarrer, wo der Hund begraben lag, und kletterte gleich unter die Dachbalken, bis zu Stich und Trem hinan. „Gugg, gugg! Wott’sch mi? Gäll, du hesch mi no nigg!“, so rief ihm der Kobold spottend unter jedem Dachziegel entgegen. Allein der Beschwörer liess sich nicht beirren, und stand nun am Walbloch beim Seil-Rädchen, an dem man die Garben in die Scheune hereinzieht. „Du hast auch schon einmal eine Rübe gestohlen, Herr Pfarrer!" rief es. „Ja“, sagte dieser, „weil mich hungerte; dafür habe ich aber einen Kreuzer ins Loch gelegt und dann Reue gemacht. Hättest du das Deine auch bereut.“ — „Du hast auch schon einmal eine Geissel gestohlen!", schmähte es fort. „Gestohlen nicht“, antwortete jener, „sondern nur die Peitsche aufgenommen, um damit zu knallen, und dann Reue gemacht. Hättest du das Deine auch bereut.“ — Es half nichts, der Geist musste in die vorgehaltene Flasche und ward darin im Walde vergraben.
Quelle: E. L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 2, Aarau 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch