Am Waldrand von Kerzers, im Benzenhag, lebten früher Zwerge, aber sie wollten nicht, dass jemand ihnen zu nahe kam. Wenn die Leute auf dem Weld Richtig Wald kamensahen sie manchmal die Zwerge, wie die ein weisses Tuch ausbreiteten und dort die herrlichsten Sachen daraufstellten. Kam aber jemand näher, so packten sie rasch alles zusammen und verschwanden im Wald.
Einmal pflügte ein Bauer in der Nähe vom Benzenhag seinen Acker. Weit und breit war niemand zu sehen. Er setzte den Pflug in den Boden, trieb die Pferde an und pflügte die erste Furche, immer mit dem Rücken zum Benzenhag. Da kamen die Zwergen hervor, breiteten ihr weisses Tuch aus und stellten die seltsamsten Sachen darauf.Mittlerweile war der Bauer am Ende der Ackerfurche angelangt. Er wendet die Pferde und begann die zweite Furche. Da blickte er kurz auf und sah die Zwerge mit ihrem weissen Tuch. Sogleich bemerkten sie, dass sie beobachtet wurden, packten ihr weisses Tuch ein und verschwanden im Wald, bevor der Bauer am Ende der Furche ankam. Der Bauer war zwar neugierig, das Feld aber wollte er bis zum Abend fertig gepflügt haben, also machte er weiter, drehte Pflug und Pferde und pflügte wieder vom Wald weg die nächste Furche. In diesem Moment kamen die Zwerglein wieder hervor, breiteten ihr Tuch aus und legten ihre Schätze darauf. Als er aber wieder umdrehte, sah er sie gerade noch davon eilen und im Wald verschwinden. Das wiederholte sich bei jedem Kehr, bis der Bauer das Feld fertig gepflügt hatte und nach Hause fuhr. Er wollte lieber nichts von seinem Erlebnis erzählen, schliesslich hatte er die Zwerge ja immer nur ganz kurz gesehen und so vergass er sie schon bald.
Im Dorf waren aber auch ein paar halbwüchsige Buben, die hatten schon länger von den Zwergen im Benzenhag gehört und wollten sie mal von Nahem sehen und ihnen ein paar von den wertvollen Dingen stehlen. Sie versteckten sich heimlich beim Benzenhag und warteten ganz still. Nicht lange darauf kamen die Zwerglein aus dem Wald, breiteten das Buch aus und stellten ihre sonderbaren Dinge darauf. Da rief der älteste der Buben: "Los" und schon sprangen alle Jungen auf die Zwerge zu, um das weisse Tuch mit allem Darauf zu packen. Doch die Zwerglein waren schneller. Wie der Blitz griffen sie das Tuch an allen vier Zipfeln und verschwanden damit im Wald. Die Buben rannten umher, sie suchten und fanden doch keinen einzigen der Zwerge. Nur eine kleine Stimme hörten sie, die rief: "Rache! Rache!". Von diesem Tag aber hat niemand mehr die Zwerge im Benzenhag gesehen.
Fassung Djamila Jaenike, nach: G. Schwab: Kerzers um 1900 - Erinnerungen an das Dorfleben um die Jahrhundertwende, Ketzers 1972