Will man von Aristorf nach dem angrenzenden Frickthal, so kommt man über die Käsehütte, Sennweid genannt, zu einem gewaltigen Stein, der die Marke zwischen den Kantonen Aargau und Basel bestimmen soll. An seinem Fusse entspringt der Violenbach, der eine kurze Strecke beide Kantone theilt. Rechts hin gegen das Dörfchen Nusshof liegt ein abgeplatteter fichtenbewachsener Berg, Geisspitz geheissen, auf dem noch im vorigen Jahrhundert die Burg Geiseck zu sehen war. Noch steht in kleiner Entfernung davon des Grafen unansehnliche Kapelle mit einem geringen Thürmchen, die der Bauer im nahen Pechhof als Holzschoppen und Heubrücke benutzt. Die Überreste der Burg sind keinem recht bekannt; doch ist gewiss, dass noch Kellergewölbe vorhanden sind, deren verschüttete Zugänge unsere gar nicht abenteuerliche Jugend aufzuspüren versäumt. Besser wissen darum umherziehende Kessel- und Wannenflicker, Lumpensammler und Vogelsteller, die oft einen Theil des Winters darin zubringen sollen. Geht man nun nachts über diese grosse Ebene, welche das Reiterspiel heisst, so sieht man, wie der Graf von Geiseck vom Berge herunter reitet und seine Rittergeschwader ordnet. Nun geht es an ein Turnieren, die Rosse scheuen und bäumen sich, die Ritter heben sich aus dem Sattel, andere sitzen ab und fechten zu Fuss. Aber auch Mittags von Elf bis Zwölf wollen erfahrene und alte Leute diesen Waffenübungen schon zugesehen und deutlich den Grafen von Geiseck erkannt haben, wie sie ihn noch auf alten Bildern gesehen hätten; während andere behaupten, Berner seien's, die hier im Schwabenkriege fielen und noch für die Verwüstung büssen müssten, mit der sie damals das Frickthal heimgesucht haben.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch