a) Der Oedlisberg, den man auch den aufgeworfenen Hügel nennt, ist eine ringsum abgerundete Höhe im Walde an der Bergstrasse, welche von dem Dorfe Birmensdorf nach Fislisbach führt. Dorten erscheint in den heiligen Nächten eine Schar bewehrter Männer, während zugleich ein Geharnischter auf der Spitze des Hügels steht. In dieser Stunde vernimmt man alsdann auf dem benachbarten Steppfelde bei Birmensdorf eine verworrene, aber militärisch rauschende Musik. In den dreissiger Jahren ist in jenem Hügel ein Schatz gehoben worden.
b) Wer zu einer gewissen Zeit des Jahres Nachts von Umiken nach Villnachern im Aarthale geht, kann ein ergreifendes Schauspiel erblicken. Traurig marschiert ein Zug Soldaten links vom Ackerfelde her über die Strasse und man hört dazu den Klang einer dumpfen Trommel. Man sagt, diese Schar sei vor Alters hier im Lager überfallen und niedergemacht worden.
c) Im Mattenlande, einer grossen Wiesenebene der Dörfer Lengnau und Endingen, sollen zu Weihnachten und Ostern grosse Reiterschaaren gesehen werden. Das Volk sagt, es seien dies die Geister der Russen und Franzosen, welche sich i. J. 1798 hier ein Gefecht geliefert haben.
d) Kloster ist der Name eines Dickichts im Hochwalde bei Bärikon, da ziehen nachts ganze Scharen von Klosterfrauen um. Mit aller Bestimmtheit versicherte mein Erzähler, er sei hier selbst einer Nonne mit einem Schlüsselbunde begegnet, habe ihr aber aus guten Gründen die Zeit ja nicht geboten (gegrüsst); gönne man einer solchen nur ein Wort, so werde man ihrer nicht mehr los, bis sie einen zu Tode geredet habe. (Bezirk Bremgarten.)
e) Im Walde zwischen Döttingen und Würenlingen sollen so viele Geister stecken, dass ein Mann an einem ganzen Kornsack voll Nüsse nicht genug hätte, wenn er jedem Geiste nur eine geben wollte.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856, Seite 170
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch