Die sieben Herren im Kelleramt

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Das kleine Bächlein, welches durch den Malefizgraben in den Reppischbach bei Urdorf fliesst, macht zugleich die alte Grenze, welche das Aargauer Kelleramt vom Zürcher-Gebiete trennt. Hier stand vor Alters ein Schloss; sieben Herren bewohnten es zusammen und blieben am meisten darin einig, dass sie lebenslang die arme Berggegend von Rudolfstetten, Dietikon und Friedlisberg mit Plündern und Rauben heimsuchten. Nach einem nächtlichen Hochgewitter war einst ihr Schloss gebrochen und sie selbst zeigten sich nicht mehr öffentlich.

Aber alle Fronfasten nachts sieht man sie Gold zählen auf dem Wege, der an dem Burgstall vorbei nach dem zürcherischen Birmensdorf führt. Da könnten Lastwagen über sie wegfahren, ohne sie zu stören oder zu verletzen. Ein Mann sah sie einst zusammen in ihrem Schlosshofe an der Mahlzeit sitzen; zugleich stand ihr Torwächter, den Kopf unterm Arm, mit brennender Lunte auf dem Posten. Diesem musste er bei grosser Busse versprechen, niemandem jemals von dem hier Gesehenen zu erzählen. Als er aber einmal am Wirtstische seiner Zunge nicht mehr Meister war und zu berichten begann, was er vormals erlebt hatte, war er im Nu den Gästen aus den Augen, und niemand weiss, wohin er gekommen.

Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

 

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