Jm grossen Buchenwalde zwischen Uezwil und Kallern im Freienamte findet sich auf der Berghöhe, wo sich die Fusswege nach wohl fünf Ortschaften kreuzen, eine ebene, waldfreie Stelle mit einem langen rothbraunen Streifen, wo noch niemals Gras gewachsen ist. Da wäre, sagt man, die Kegelbahn gegangen des Wirthshauses, das vor Alters auf dieser Waldblösse gestanden haben und wegen vieler Unthaten seiner Gäste zuletzt vom Boden verschlungen worden sein soll. Um Mitternacht spuken nun da die Schatten der falschen Spieler, man hört die Kugel auf der Bahn hinrollen, das Lärmen der streitenden Parteien, das Stöhnen der im Raufhandel zu Boden Geschlagenen. Seltsam lautet dann die herrliche Tanzmusik dazu, die unaufhörlich fortspielt.
Als der Müller von Sarmenstorf Nachts dieses Weges kam, umgab ihn hier ein starkes Surren und Rauschen, er konnte nicht mehr vorwärts, noch zurück. Zuletzt hieb er mit dem Stocke um sich und drängte sich gewaltsam hindurch, aber nicht ohne einen geschwollenen Kopf mit heim zu bringen. Auch Knaben, die an der nördlichen Bergseite, welche Gräberenwald heisst, die Ziegen hüten, haben gegen Abend schon oft jene schöne Musik gehört, die durch die Luft herkommt und dann mit starkem Brausen und Prasseln in die Waldwipfel fährt.
Das Tägerli, zwischen Uezwil und Sarmenstorf gelegen, ist eine Heide, wo das Volk seit ältesten Zeiten die Fasnachtsfeuer anzuzünden pflegt. Man kam dazu ehemals sogar Gemeindenweise zusammen und hielt Spiele, Leibesübungen und Gefechte ab. Auch hier redet man von einer grossen Kegelbahn, die niemand kennt, deren Lauf aber bis zu dem weitentfernten Fuchsstein gegangen sein soll, einem Höhenpunk dieser Gegend. Man will hier Spuren römischer Bäder gefunden haben.
Band 1, Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856, Seite 129
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.