Die Zwingherren, welche sonst die Trostburg im Kulmerthale bewohnten, hatten sich im Burggraben ein eigenes Jägerhaus gebaut, das jetzt noch steht. Von da aus zog man auf die Jagd; alsdann tönten die Glöcklein am Halsband der Jagdhunde durch die ganze Gegend; alle Wege der Weidbahn aber, die man damals einschlug, muss heute noch ein verdammter Jägersknecht pünktlich ablaufen. Da geht's erst nach dem Fornach und Brandholze, wendet sich nach dem Unterkulmer Einschlag über die Brönne nach dem Weiherrain und gegen die Heurüte; dann ersteigt's die Felsen an den Wampfeln (Wannenflühen) und kehrt über die Ortschaften Dürrenäsch und Teufenthal wieder in den alten Theil des Schlosses zurück. Oft erhebt da schon um Mitternacht der Jäger sein Schreien und Pfeifen, um seine Hunde zu koppeln; und hat er sie endlich beisammen, so schlägt er sie so grausam, dass man ihr Geheul an des Heurüter-Samuels Haus vorbei gegen den Sod (vgl. „Sodbrunnen der Römerstadt Lorenz“) und bis in die Felsen hinauf hört.
Darein mischt sich dann ein Wehklagen von vielen Stimmen; es geschieht um die Schlossfrau, welche aus Verzweiflung über die falsche Botschaft vom Tode ihres Gemahls sich sammt ihrem Kinde in den Burgbrunnen gestürzt hat. Alsdann hat man, noch ehe der Morgen anbricht, einen solchen Platzregen zu erwarten, dass das strömende Wasser den Waldboden aufreisst. Dies dauert oft bei zwei Wochen. Für diesen Witterungswechsel hat man jedoch noch andere Vorzeichen. Man hört nämlich vom Schlosse hinweg über den Berg hinaus eine Kutsche fahren, die auf die Höhe der Bampf hinüber geht und von dorten nach Retterswil und Seon in das Hallwiler-Seethal hinab. Sobald sie abfahren will, kommt eine vornehme Frau am Arme eines ergrauten Mannes unter dem alten Thor durch über den Schlosshof, dann wenden sich Beide gegen das sogen. Hundsloch und verschwinden da in einer Felsenspalte.
Dies ist der Platz, um zur Spazierfahrt einzusteigen. Zu der Zeit hütet dorten stets ein schwarzer Pudel eine Eisenkiste. Bei Tage aber sonnt sich am Berge unten ein altes Weib und hat eine Wanne neben sich stehen, in welcher bloss weisse und rothe Böhnlein liegen. Fürchtet man dabei die Katze der Alten nicht und kann eine solche Bohne erhaschen, so verwandelt sich diese je nach ihrer Farbe in ein Gold- oder Silberstück.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch