An der Strasse zwischen Suhr und Entfelden, zweien Dörfern bei Aarau, liegen mehrere mit Grundwasser angefüllte Griengruben. An eine dem Dorfe Suhr zunächst gelegene knüpft sich meine früheste Jugend-Erinnerung; denn auf einem Spaziergange, der mich dort vorbeiführte, erzählte man mir, wie hier innen ein Krokodil Hause, das jeden zu nahe Tretenden verschlinge. Auf meine Frage, wie es denn hieher gekommen, erhielt ich folgenden Bescheid: Kürzlich einmal seien alle Umwohnenden Nachts durch ein unbegreifliches Schreien aus dem Schlafe aufgeschreckt worden-, das gewöhnlich erst gegen Morgen wieder verstummte. Von nun an aber wiederholte sich allnächtlich dieses. Gebrülle, das ganz deutlich nur aus obigem Sumpfe kam. Von allen Seiten strömte man zu, als es ruchbar in der Gegend wurde, und niemand deutete es anders, als es läge hier ein fremdes Ungeheuer im Moraste versteckt. Man meinte, aus einer von Bern nach Zürich dieses Weges gegangenen Menagerie sei ein Krokodil entsprungen. Da der Lärm nach und nach sich nicht mehr hören liess, wollte man wissen, wie das Thier nachts einmal auf das Land gesprungen sei und sich vergeblich bemüht habe, wieder in seinen Pfuhl zurückzukommen. Ein Bauer habe es darüber auf seinem Acker betreten, es erschlagen und ihm den Schuppenpanzer ausgezogen. Jedermann wollte die Haut dieses neuesten Drachen sehen, aber niemand wusste, wo der Bauer wohne. Zuletzt hiess es, er sei in die Welt gegangen und lasse die Haut um Geld sehen. So blieb die Sache zwar wiederum im Dunkeln, man kann aber noch heute darüber diskutieren hören.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 2, Aarau, 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch