Die Ruine der Burg Ramstein ist zwischen den Jurapässen Ober-Hauenstein und Passwang beim Dorfe Bretzwil in Baselland gelegen. Ihre Trümmer haben zur Errichtung von ein paar Sennhütten gedient, von denen jedoch ebenfalls nur noch eine übrig ist. Die ältere musste wegen dauernder Viehseuchen verlassen und endlich ganz niedergerissen werden.
Die Veranlassung dazu war folgende. Da man einst eine Wand dieser Hütte veränderte, kam bei Ausbrechung eines Balkens plötzlich eine Jungfrau nebst einem Hündchen mit aus der Wand hervor und bat die Arbeitsleute dringend, man möchte diesen Balken zu einem Altar verwenden und sie auf diese Weise von ihrer Verwünschtheit erlösen. Ich bin, sagte sie, die Tochter des Schlossherrn da droben gewesen, und dieses Hündchen hier war unser Jäger, der mich entführte. Auf meiner Flucht entschlief ich vor Müdigkeit unter einem Baum, so betraf uns der nacheilende Vater und bannte uns mit seinen Verwünschungen in denselben; der Balken da ist es, den ihr eben aus der Wand gebrochen habt.
Die Zimmerleute wussten in ihrem ersten Schrecken nichts anderes zu tun, als ein Vaterunser zu beten und schnell setzten sie dann den Balken wieder an seinen alten Platz zurück. Mit fürchterlichem Gekrache stürzten auch die beiden Gestalten in ihren Winkel nach. Andere Erzähler behaupten hier, man habe den Balken nicht wieder in die Wand zurückgetan, sondern ihn gleich in das Feuer geworfen, welches zum Kalkbrennen eben angemacht war. Aber schon am Morgen darauf lagen die schönsten Kühe des Sennen tot im Stalle, jede hatte, als man sie abzog, einen grossen schwarzen Flecken unter der Brusthaut, sonst war ihnen nichts anzumerken. Von nun an wiederholte sich dieser Rinderfall, den man den Angriff nannte, alle zehn Jahre und oft sah man auch eine weisse Gestalt, der ein Hündchen nachlief, durch die Scheune ziehen. So brach man zuletzt das gefährliche Sennhaus ganz ab.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch