Schwarzer in der Au, Klingnau

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Die Jüppe heisst ein Weiler, eine Stunde von Leuggern, von wo aus der Knecht noch in später Mitternacht über die Aare nach Klingnau hinüber geschickt wurde. Es regnete, stürmte und schneite, da er auf dem Rückwege in die Hohle Gasse kam. Der Wind liess ihn kaum den Regenschirm aufmachen, den er in Klingnau mitgenommen hatte. Während er sich damit plagte und über die Äcker an der Aare zu seinem Kahne hinunter lief, begegnete ihm in gleicher Richtung ein Mann von übermässig hoher Gestalt. Er fragte diesen, ob er ebenfalls mit an die Fähre käme, erhielt aber gar keine Antwort. Kaum getraute sich nun der Knecht den Regenschirm zuweilen so hoch zu halten, dass er zu dem Unbekannten hinüber blicken konnte. Derselbe trug einen breiten Hut und schleppte einen gewaltigen Sack nach; in gleichmässig grossen Schritten gieng er so mit fort, man hörte seine Füsse deutlicher, als dass man sie sah. So kam man zum Flusse; es war stockfinster, nirgends konnte der Knecht an der ihm wohlbekannten Stelle seinen Kahn wieder finden, in dem er erst vor kurzer Zeit übergesetzt hatte. Stunden lang lief er in Schilf und Gebüsch umher und eben so lange stolperte sein stummer Begleiter neben ihm und über ihn einher. Dies erzürnte endlich den Knecht, er vergass sich und brach in laute Flüche und Schwüre aus; jetzt half's. Augenblicklich war der Schwarze verschwunden und statt seiner sah der Knecht den Kahn. Er war schon über die Mitte der Aare hinaus, als schwere Lasten von Steinen aus der Höhe her ihm nach gestürzt kamen. Er wurde im Kahn mit Erde und Sand überdeckt. So schmiss der Grosse nach und pfiff dabei zweischneidig durch die Finger. Erst daheim unter der Dachtraufe hörte der Knecht ihn nicht mehr.

Das ist der Schwarze in der Au, der von der Tracht den Namen hat, in welcher er herumwandelt. Das zerfallene Häuschen in der Au war seine Wohnung gewesen, da hütet er noch immer schlimmerworbene, verborgene Schätze.

Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856, Seite 53

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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