Der alte Fischer, der jetzt noch um Klingnau lebt, hat erzählt, wie es ihm selber einmal mit einem Brünnlig ergangen ist. Er und sein Gefährte waren um Weihnachten draussen auf der Aare und setzten Angeln. Es war das Wetter schön und wie gemacht dazu. Während sie so am Ufer hin beschäftigt sind, kommt ein feuriger Mann auf sie zugewankt. Der Kamerad sieht's und ruft im ersten Schrecken: Jesus, Maria! Lass den Weidling oben hinaus! Der Andere wendet nun rasch die Kahnspitze, und der Strom reisst das Schiffchen zugleich weit hinunter. Aber auch der Brennende war durch jene Namen wie weggeprellt vom Ufer, und als sie ihm nachsahen, strich er schon dem wilden Girizmoose zu und reichliche Funken sprühten aus ihm.
Das Gegentheil hievon trug sich ein andermal zu, da das Fluchen es war, welches den Brünnling vertrieb. Ein Bauer im Ober-Aargau steht an einem trüben Tage mit der Stechschaufel auf dem Felde, um seine Wassergräben zu öffnen. Da erscheint zehn Schritte von ihm entfernt ein schwebendes Licht. Er weiss schon, was er davon zu denken hat, nimmt seine Schaufel wieder auf die Schulter und macht sich für heute heim. Allein das Licht wird ein Brünnigs Mannli, das ihn bald einholt und sich ihm sogleich hinten auf die Schaufel hinaufsetzt. Unter fortwährendem Beten kommt der Mann seiner Hausthüre zugelaufen. Da steht sein Weib eben in der Küche an der offenen Thüre, blickt ihm auf die Schaufel und ruft: was Tüfels hesch du dô? Kaum ist das Wort Teufel über ihre Lippen, so ist auch der Brennende verschwunden.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch