Es sind nun wohl schon an die sechzig Jahre, dass mehrere Burschen aus dem Dorfe Wittnau, von denen einige jetzt noch dorten leben, auf Veranlassung und in Begleitung eines älteren Mannes einen Vorsprung des Homberges bestiegen, welcher Weingarten heisst. Hier, wo der Schlossherr der Ruine Thierstein einst seine Weinberge angepflanzt gehabt haben soll, wollten sie einen längst berufenen Schatz erheben, und ihr Führer machte dabei den Teufelsbeschwörer. Mitten auf die Ebene des Platzes stellte er ein Fass, dem er den untern Boden ausgeschlagen hatte; sobald der Schatz hier aus der Erde hineingerückt käme, sagte er, müsse man das Fass schleunig umstürzen, zuschlagen und bergab rollen; dabei habe man sich aber vor nichts so sehr, als vor dem Lachen zu hüten. Während er nun aus seinem Zauberbuche verschiedene Formeln ablas, kam ein gar wunderlich gekleideter Mann auf einem Schwein daher geritten. Der Rücken seines Tieres war wie ein Kochkessel gestaltet. In diesem rührte der Reiter mit einer hölzernen Sennenkelle unaufhörlich herum und fragte, ob denn die Schlossleute hier schon vorübergekommen seien, für die er den Hochzeitsbrei zu kochen habe. Über diese albern lautende Frage lachten die Schatzgräber laut auf. Noch lauter aber und ganz entsetzlich war das Geschrei, in das nun der Reiter ausbrach. Die Leute fielen darüber vor Schrecken wie tot zu Boden. Erst am Morgen erwachten sie aus ihrer Betäubung und suchten den Heimweg. Allein nun vermissten sie den Teufelsbeschwörer. Diesen fand man erst einige Tage nachher weit entfernt unter den Wurzeln einer alten Föhre, sein Gesicht war verwildert, sein Geist blieb verstört.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen, Band 3.1, Leipzig 1962
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch