Vom Verdingbueb uf em Ällmig

Land: Schweiz
Kategorie: Sage


Von verborgenen Schätzen weiss die Sage überall zu berichten. In gefahrvollen Kriegszeiten vergrub man wohl oftmals Geld an sicherer Stelle, und zufällige Funde, wie es von der Ellmegg bei Huttwil berichtet wird, führten dem Glauben von verborgenen Schätzen stets Nahrung zu.

Die Bildung von Schatzsagen fördern aber immer sichtbare Zeugen der Vergangenheit, Wall, Graben und Burghügel, die an ein weit zurückliegendes Geschehen erinnern. Wo die Geschichte dem Menschen gegenüber schweigt, umrankt die Sage das alte Gemäuer, und sicher weiss sie auch von einem Schatze zu erzählen, der da vergraben oder verschüttet liegt; die Spuren auf den Burghügeln geben sichere Kunde, dass Schatzgräber ihn schon gesucht haben.


Vom Verdingbueb uf em Ällmig

We me vo Huttel gäge Neulige hingere geiht, so isch lingger Hang e Hoger; mi seit ihm d’Ällmig.

Vor vielne Johren isch do e Bur gsi; dä het e Verdingbueb gha. Uf em Hoger obe het dr Bur e Weid gha, u dr Bueb het all Obe dr War ’s Gläck uehe treit. So het er au einisch z’Obe spät dr Wäg unger d’Füess gno; ire Hang het er dr Fuetterchübel treit. Ungerwägs dräiht er si um u luegt hingere uber e Hoger us. Was gseht er eismols? Do steiht armsläng vor ihm zuehen e Tisch. Vier Heren i altmödische Chleidere, wie me se äi Rung nid treit het, sitzen um e Tisch umen u spiele. Du reckt dr Bueb prezis i Fuetterchübel ihe u streut e Hampfele Salz u Mähl über die vier Heren un über e Tisch. Wie ne Schwick dräiht er si um, macht si dervo u luegt nid lang ume.

Drufabe het er d’War gfuehret wie gäng un isch dr glich Wäg, wie-n-er isch härecho‚ ume gäge hei. Do, wo vorane die vier Here gspielt hei, isch niemer meh gsi. Das het er scho vo witems mögen erchenne; aber wie-n-er nöher chunnt, gseht er uf em Bode e Hufe Gäld. Gleitig isch er derhinger har u het dr Fuetterchübel gfüllt, derno s’Seckli; fascht het er’s nid möge träge. Deheime het er’s im Gaden imene alte Schaft verstosse. Jetzt hätt er’s ungwärchet chönne u nümme müesse bös ha. Aber är het nüt dergliche to u niemere es Wörtli dervo gseit.

Sider isch mängs Johr düre. Dr Bueb isch grösser worde u mit em Bur sim Meitli gange. Dr Alt het nüt dervo gmerkt. Aber wie seit me: Z’Lieb u z’Leid wird eim alls gseit. Mi het em Bur z’merke gä, är söll de dr Mähre zum Aug luege, so lang es Zit sig. Äs chönn au e chline Baum es grosses Duller ha. Die zweu liesse sie nid däwag lo gschire. Em Bur het me das ume einisch bruche z’säge. Uf dr Stell het er s’Meitli i d’Hüpple gno. Das het nid lang glaugnet. Jetz isch s’Füür im Dach gsi.

Drufabe het er em Chnächt lo säge, är söll i die hinger Stube cho; är helg öppis mit ihm z’rede. U dütsch u dütlig het er ihm gseit, das tol er de nid; da dra bruch er nüt z’sinne.

Was er si de sinere z’erchlage heig, het dr Chnächt gfrogt.

Was er eigetli au meini; e Buretochter u de grad sis einzig Ching un es arms Chnächtli!

Äs düech ne, we’s ume das sig‚ sötti de no alls i d’Gredi cho.

Drufabe het dr Chnächt sis Gäld us em Gaden abe greicht‚ uf e Tisch gheit un erzellt‚ wie-n-er derzue cho isch. Jetz het dr Bur angeri Auge gmacht u süferli afo anger Saiten ufzieh. Am Änd het er d’Milch ganz abe glo u nüt meh dergäge gha, ’s Gägespiel, meh weder ume froh isch er gsi, dass es däwäg gangen isch.

Im Jahre 1868 fand man auf der Ellmegg beim Abbrechen eines alten Speichers wirklich einen Schatz; 50 Goldstücke waren in einer Schwelle verborgen.

In der Regel ist es nicht leicht, einen Schatz zu heben. Habgierige Menschen waren es, die einmal aus irgend einem Grunde Geld oder Geldeswert tief in die Erde vergruben. Ihre Seelne, zu bösen Geistern geworden, hüten noch immer den Schatz. Vielleicht gehört der Schatz gar dem Teufel selber; dann wird die Aufgabe, den Schatz zu heben, nicht leichter. Wer nicht Zeit und Stunde weiss, vermag nichts auszurichten. Aber auch dann gelingt es nicht sicher; der Schatzgräber muss den richtigen Zauber wissen; denn nicht jeder greift unwissend und unschuldig wie ein Waisenknabe zu Dingen, die teuflischen Zauber brechen, zu Mehl und zu Salz.

M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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