Drei Schritt ab Wäg
Mi Vater ischt z’Mittinacht hei. Är ischt scho obehar dr Walkibrügg gsi. Du ghört er e Stimm: „Drei Schritt ab Wäg.“ Ar ischt uf d’Site, u öppis wie-n-es Chleid het ne liecht uf dr Site gstreipft. Gseh het er nüt.
D’Lüt hei drum gseit, do chöm mängisch es Meitschi derhar; äs sig ganz büürsch agleit.
Warnende Stimmen aus der wilden Schar rufen vor dem Zuge her: „Usem Wäg, usem Wäg! dass niemer bschänt (beschädigt) wird“, oder in deutschen Sagen: «Hollt’n Middelweg! hollt’n Middelweg! Denn daun di min Hunn nix!» Vielleicht geht der getreue Eckard dem Zuge mit ähnlicher Warnung voran.
Die Gespenstergeschichte vom Mädchen in Bernertracht steht mit dem Warnungsruf: „Drei Schritt ab Wäg!“ ursprünglich in keiner Beziehung; der Ruf gehört in den Bereich der wilden Jagd. Zwei sich fremde Bestandteile schliessen sich lose zusammen und versuchen, etwas Einheitliches vorzutäuschen.
Die wilde Jagd oder der wilde Jäger geht oftmals von der Altburg aus, einer Erdburg, deren Entstehung oder Wiederbesetzung J. Wiedmer-Stern in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts verlegt. Von den Erdburgen auf dem Hunzen zu Kleindietwil und im Kaser zu Wyssbach wird ähnlich erzählt; aber die wilde Jagd kommt nicht mehr zu Fuss oder zu Ross durch die Luft einhergejagt, sondern eine gespenstische Kutsche fährt sausend ihren Weg daher.
M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.