Sachen umetriebe

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Sachen umetriebe

Vomene Bur isch ’s Gred gange, är chönn Sachen umetriebe. Amene Friti, we’s zsämeglütet heig, sig er mängisch i d’Schmiedte gsprunge u heig bifohle, ihm Negel z’mache. Die hei er de albe ire Mühli in e Wengelbaum igschlage, u wen ihm dr Tüfel öppis gstohle gha, är hätt’s müssen umebringe!

Einisch hätt er du ein sölle Sachen umetriebe. Säg er, jo, är chönnti, weder ihm wurde Sache über e Wäg laufe, wo-n är de nid Stang hätti.

Handschriftliche Aufzeichnungen aus den Rohrbachgraben geben uns über den Diebsbann eingehendere Kunde als die Sage. Der Raum verbietet, die sieben Anweisungen, die sich teilweise wiederholen und doch wieder verschiedenes enthalten, vollständig wiederzugeben.

„Lass dir von einem Schmied drei Rossnägel machen am Karfreitag vor Sonnenaufgang und darnach am Samstag ein Hämmerli … und wenn dir etwas gestohlen wird, so nimm Kreiden und mach zwei Bilder eines Manns und eines Weibs an die Wand. Darnach nimm drei oder vier Nägel und schlag sie in das Bild.“ Zur Verstärkung der Handlung kommt das Wort, der Befehl und die entsprechende Verwünschung. Der Vorgang erinnert an einen Bosheitszauber der Malaien: „Will man einem Menschen etwas Böses zufügen, dann formt man von ihm eine Figur und durchbohrt mit einer Nadel den Körperteil. dem man an der lebenden Person Schaden zufügen will.“ (G. Buschan, Die Sitten der Völker).

Ein anderer Bann enthält die verstümmelte Satorfomel und die Weisung: „Höusch in einer schmietten zwei RossneggeI um Gotteswillen.“ Die aussergewöhnliche Erwerbung, Betteln, bedingt aussergewöhnliche Wirkung. Der gleiche Bann empfiehlt, einen Zettel, worauf die Satorformel steht, an ein Kammrad zu schlagen; die Vorschrift enthält wohl eine Umänderung ursprünglichen Zaubers und erinnert an die Art, wie der Zürcher Ueli das Rad des Wägelchens treibt, um Diebe herbeizuzaubern.

Die Unruhe des Wendelbaumes, die Bewegung des Rades, soll sich auf den Dieb übertragen, damit er geschwind wie ein treibendes Rad das gestohlene Gut zurückbringe.

Ein anderer Bann empfiehlt, einen Nagel aus einer Totenbahre zu nehmen und ihn in die Türe zu schlagen, daraus der Dieb gegangen ist. Dann wird dem Dieb wieder befohlen, stille zu stehen und die Sterne zu zählen, bis der Bannende kommt, den Gebannten zu lösen.

Die Vorschrift, drei Rossnägel in einen fruchtbaren Baum zu schlagen, erinnert an den Zauber, den der Bammertjöggel ausübt. Die Nägel sollen dem Dieb oder der Diebin, wie die Verwünschung lautet, durch Magen, Rücken, Augen, Lungen, durch Bein und Glieder gehen.

Ähnlichen Zauber kennen, abgesehen von den christlichen Bestandteilen, alle Völker. Entlehnung von einem Volk zum andern mag stattgefunden haben, aber doch nur in seltenen Fällen. Die vergleichende Volkskunde zeigt uns, wie das menschliche Denken überall die gleichen Bahnen einschlägt, und wie aus ihm überall, zeitlich oder räumlich entlegen, die gleichen Vorstellungen des Glaubens emporwachsen. Der Diebeszauber, wie er bei uns noch in verschiedenen Elementen sich erhielt, kennzeichnet in einzelnen Teilen eine niedrige Stufe des Erkennens und sie gehört zu den ältesten Vorstellungen. Aus dem Glauben der Urzeit erwuchs er; er begleitete den Menschen durch eine Jahrtausende lange Entwicklung; dem Christentum trotzte er mit zäher Lebenskraft bis in unsere Tage hinein; es lag und liegt etwas in ihm, das dem Denken der Menschen trotz aller Kultur stets nahe lag und ihm darum beständig neues Leben zuführte.

Man sagt oft, der Abergelaube sei der Bruder des Glaubens. Der Zauber, wie er hier in Erscheinung tritt, hat mit dem Christentum nichts zu tun. Der Zaubernde setzt, sich auflehnend gegen den Willen Gottes, den eigenen Willen über alle Dinge. Er braucht, wie es der Volksmund ausdrückt‚ gefährliche Worte, die zum Verderben gereichen.

M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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