Vom Schärer Dani
Vom Schärer Dani het albe mi Vater gäng brichtet. Dä isch e Dökterler gis und het mängs chönne; aber chli e kurlige isch er allwäg notti gsi. Einisch sig mi Elter zu-n-ihm gange. Säg dr Dani: „Bossen. Angerees“ - Angerees so het mi Vater gheisse - „Angerees, i cha öppis.“ Mi Vater druff: „Was wettisch du chönne!“ „Chum, i will dr’sch zeige.“
Demo si sie zsäme d'Gumi uf u vom Gruenholz gegen Schmiedwald. Am Wäg isch es Hüsli gstange; mi het ihm s’Haarerhüsli gseit; nid wit dervo isch e grossi Eich gsi; sie steiht hüt au nümme. Du het dr Dani unger dr Eich e Ring am Bode gmacht, du e chlinere dri un i dä no e chlinere. I dä isch dr Dani go stoh. Säg er zum Vater: „So chumm au ihe. Säg nüt u häb di still. Es cha dr nüt gscheh we d’ mer folgisch.“ Drufabe het dr Dani öppis afo mürme. D’Bletter i dr Eich hei afo zittere; aber e keis Lüftli isch gange. Gli druf het’s i dr Eich gchuttet u d’Escht hei afo chrache u chrose. Aber kes Blettli u kes Greseli het si süsch grüehrt.
Jetz söll er ihm uber die linggi Achsle luege, säg dr Dani.
I dr Eich isch eine gsi, dr Tüfel‚ jo gwüss. Säg dr Dani: „Bossen, Angerees, i cha öppis?“
Jo, söttig Sache hei sie eim albe brichtet; aber hütigstags säge d’Lüt‚ es gäb e ke Tüfel. Glaubsch du, ass eine git?
In der Geschichte, die vom Scherer Dani berichtet, kehren verschiedene Elemente von Zauberhandlungen wieder: das Ziehen von drei magischen Kreisen, das Murmeln von Zaubersprüchen, Stillschweigen während der Zauberhandlung, Schauen über die linke Schulter. Die Art der Beschwörung lässt auf alte Kulthandlungen schliessen.
Dass gerade unter einer Eiche die Beschwörung vor sich geht, ist kein Zufall. Die Eiche war Donar geweiht. Donar schleudert den Blitz; die Eiche zieht nach volkstümlichem Glauben den Blitz an. Ich will nicht sagen, dass in der vorstehenden Sage der Teufel an die Stelle Donars getreten sei; dafür erzählt uns die Beschwörung zu wenig; aber der Hinweis, dass in mancher volkstümlichen Überlieferung Donar vom Teufel abgelöst wurde, dürfte dennoch gestattet sein.
M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.