E Häxetanzplatz
Unger zum Hunzegütsch im Tannwald isch en äbene Platz, däm säge d’Lüt dr Häxetanzplatz.
E Bur z’Wyssbech het mer verzellt, si Muetter heig ihm brichtet, wie d Häxe z’Nacht uf Bäsen un Ofeziechli sige cho derhär z’flüge un uf em Häxetanzplatz um enes Füür ume tanzet heige. D’Tanne, wo dr Tüfel 's Gigli alben an e Ascht hei ufghänkt, heig ihm d’Muetter mängisch zeigt.
„Lueg Ueli“, han i zue-n-ihm gseit, „das glaub doch nid. Das isch wider alli Natur und Vernunft.“ Aber i ha nüt usgrichtet. Äs het äbe schwär, e söttigen igwurzleten Aberglaube z’bekämpfe; e gwüssi Wahrheit isch derbi; das Bödeli do im Wald het den Allemannen als Opferplatz dienet; aber im Verlauf vo de Jahrhunderte isch d’Erinnerung halbwägs gwiche.
Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass auf Stellen, die der Volksglaube als Tanzplätze der Hexen deutet, einmal heidnische Kulthandlungen vollzogen wurden. Aber im vorliegenden Falle geht der Erzähler wohl einen Holzweg. In verflossenen Jahrhunderten diente eine Waldlichtung als heimlicher Tanzplatz der Jugend; Jahrhunderte lang führten die Chorgerichte einen erbitterten Kampf gegen die heimlichen Nacht- und Kilttänze; es ist darum kein Wunder, wenn sich der Teufel zu den Tanzenden gesellt und die Vorstellungen von den Versammlungen der Hexen sich mit der Erinnerung an die nächtlichen Tänze verflossener Jahrhunderte verbinden. Im Verlaufe der Zeit verblasste die Erinnerung an das wirkliche Geschehen immer mehr‚ und heute bezeichnet die Überlieferung den heimlichen Ort, der in der Stille des Waldes etwas wie ein Geheimnis birgt, als Tanzplatz der Hexen.
M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.