Wie dr Löchlidokter i churzem nach Neuyork chunnt
Einisch sig e Frau zum Löchlidokter u heig ihm gchlagt, ihre Ma sig siebe Johr in Amerika, u nie heig er heigschriebe, sövli mängs Johr; jetz möcht sie afe gärn wüsse, göb er no am Läbe sig. Jä. säg der Löchlidokter, jetz chönn är no nüt säge; aber sie söll e chli warte.
Dermit sig er i ’s Stübli u heig dTüre hinger an ihm zuezoge. Der Frau sig’s läng worde; ändtlige heig sie ufgha u d’Stüblistür ufgmacht: Dr Löchlidokter sig uf em Ruehbett gläge. wie tot; ’s Mul heig er wit offe gha; hübscheli heig sie d’Tür wieder zueto. E Rung göih's; du chömm er u säg. dr Ma läbi no; är sig grad z’Neuyork am z’Mittagässe.
Es göih nid mänge Tag. du chömi dr Ma hei u d'Frau heig ihm brichtet. wie sie vor churzem bim Löchlidokter sig gsi. „Jä, äbe,“ säg dä, „jetz geiht mer es Liecht uf. Wo-n-i z'Neuyork z’Mittag gässe ha, isch eso e Burema düre Gang hingere cho. Das isch dr Löchlidokter gsi.“
Hexen und Zauberer bedienen sich noch anderer Mittel., um innert kurzer Zeit weite Strecken zurückzulegen. Aber die Ausführung der Fahrt, die meistens zu nächtlicher Zeit stattfindet, weicht von der Art, wie sich der Löchlidoktor nach Amerika begibt, bedeutend ab. Die Hexen fliegen auf einem Besen durch die Luft; nicht die Seele allein begibt sich auf die wilde Fahrt; der Leib in Menschengestalt und beseelt nimmt daran teil. Das Ziel des nächtlichen Rittes ist meistens irgend eine Hexenversammlung; zu den Unholdinnen gesellt sich vielfach der Teufel; in einsamen Waldlichtungen finden ausschweifende Tänze statt. Einzelne Geschichten lassen erkennen, wie die verbotenen „Kilt- und Räbeltänze“ des 17. und 18. Jahrhunderts. die zur Nachtzeit stattfanden, die Überlieferung beeinflussten.
M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.