Vom Vögeli uf em Baum

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Vom Vögeli uf em Baum

Amene Ort si Vater u Muetter gsi u zweu Ching, es Meitli un es Buebli. Derno si bösi Zite cho; ’s Ässe isch rar worde. Du het d’Muetter ’s Buebli gheisse go ne Öpfel reiche, sie sige überobe im Trögli, ’sBuebli isch gange u het si über ’s Trögli gchrümmt, für ne Öpfel z’näh. Aber d’Muetter isch ihm nochedüsselet u schmätteret dr Dechel vom Trögli zue, so starch sie ma. Dermit het sie em Buebli dr Chopf abgschlage. Drufabe het sie ’s Buebli gno u gchochet.

Dr Vater isch im Wald usse gsi u het nüt gwüsst vo dr Sach, ’s Meitli het ihm müesse ’s Ässe usebringe. U dr Vater het afo ässe. Wo-n-er isch fertig gsi, isch eismols es schöns Vögeli uf ene Baum uechegfloge. Sie hei nid gwüsst, wo-n-es isch härcho. Das het gsunge u gliedet:

„Mis Muetterli het mi gschlage;
Mis Schwesterli het mi trage;
Mi Vater het mi gnage
U d’Beinli in e hohle, hohle Baum ihe to.
Juhe, juhe, i läbe noh!“
(Oder: „Guggus, guggus, i läbe noh!)

Im schönen Vögelein‚ das sich leicht beschwingt auf einen Baum setzt, erkennen wir die Seele des Knaben. Die Zeile, „Guggus, guggus, i läbe noh“, kann den Kuckuck, der im Volksglauben eine besondere Rolle spielt, als Seelentier‚ vielleicht als Seelenträger verraten; eine Fassung aus Brienzwiler nennt ihn mit Namen.
Einzelne Motive des Märchens weisen auf ein hohes Alter hin. Schon die Vorstellung vom Wesen der Seele führt in Anfänge menschlicher Kultur zurück. Aber auch die Grausamkeit der Mutter spricht dafür, wie F. von der Leyen, Das Märchen, ausführt. Denn der Kannibalismus, wie er in der Erzählung vorkommt, dürfte nicht der Phantasie entsprungen sein, sondern in die Kindheit der Menschen zurückleiten; dunkle Erinnerungen, die Jahrtausende alt sind, kehren im vorliegenden Märchen wieder.

Das Märchen lebt in kümmerlichen Resten noch heute an verschiedenen Orten weiter. Unsere Fassung zeigt deutlich Verfallserscheinungen; sie reicht in keiner Weise an das Märchen „Von dem Machandelboom“‚ Grimm Nr. 47, heran.

M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)