Für seine harte Bedrückung der Bauern muss der Landvogt Tribolet bitter büssen. Verfolgt von den wutentbrannten Bauern, die sich mit Knütteln, Sensen, Gabeln und Äxten bewaffnet haben, erreicht er die Arnialp. Umsonst hat er zu einer List gegriffen und seinem Ross die Hufeisen verkehrt aufgenagelt, um die Bauern zu täuschen. Sie holen ihn dennoch ein. Schon haben sie ihn umzingelt. An ein Entrinnen ist nicht mehr zu denken. Er will sich aber nicht von Bauernhand morden lassen. Auf seinem feurigen Rappen sprengt er mit gezücktem Schwert und in voller Rüstung über die kirchturmhohe Fluh hinaus in den Abgrund. In der einsamen Waldschlucht hat die Hölle Ross und Reiter verschlungen; denn kein Mensch hat jemals eine Spur von ihnen wahrgenommen. Nur in heiligen Winternächten entsteigt er seinem Grab und reitet auf seinem Rosse durch das Land. Er sucht die armen Bauern auf, die von schweren Schulden und Abgaben geplagt sind. Erst wenn er keine mehr findet, darf er von seinen nächtlichen Ritten durch dunkle Wälder und über schneeige Felder ruhen.
Auch in Grünenmatt macht sich der Landvogt Tribolet zuweilen bemerkbar. Wenn die Glocke auf dem nahen Kirchturm zu Trachselwald nachts die zwölfte Stunde geschlagen hat, reitet der Trachselwalder auf seinem schwarzen Hengst mit fliegender Mähne durch die finstere «Hohle» zwischen Grünenmatt und Trachselwald dem Schlosse zu. Dort hält der von Seelenqual Gepeinigte in weissem Mantel Ausschau nach Erlösung.
Emmentaler Sagen, Hermann Wahlen, 1962 Gute Schriften Bern
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.