Hinter Sumiswald, im Tal der Grünen, erhebt sich der sagenhafte Bärhegenknubel. Darauf soll sich vor vielen hundert Jahren die trutzige Zwingherrenburg des Ritters Hans von Stoffeln erhoben haben.
Seine Untertanen mit Abgaben und Frondiensten zu quälen, war sein angenehmster Zeitvertreib. Wehe dem, der die ihm auferlegten Pflichten nicht pünktlich erfüllte! Er hatte des Ritters Hand bitter zu fühlen. Auf seinen Streifereien durch Feld und Flur scheute er sich nicht, mit seinem ganzen Gefolge die blühenden Heuwiesen und reifenden Kornfelder des Widerspenstigen niederzureiten.
Einst zwang er die Bauern der Gegend sogar, ihm hundert grossgewachsene Buchen zu einer schattigen Baumallee vor sein Schloss auf Bärhegen zu pflanzen. Im Erfinden immer neuer Quälereien erwies er sich als Meister.
Kein Wunder, wenn er zur Strafe für seine Übeltaten seit seinem Tode in seiner Gruft keine Ruhe finden kann. Den Reichtum, den er den Bauern bei Lebzeiten auf ungerechte Weise abgetrotzt hat, muss er nun immer und ewig hüten. Längst ist die Zwingherrenburg zerfallen. Keine Mauerresten bezeichnen ihren ehemaligen Standort mehr. Als Aufenthaltsort ist dem Tyrannen die unheimliche «Wyckenhöhle» im Bärhegenknubel angewiesen.
Von Seelenqual gepeinigt, verlässt der Ritter zu gewissen Zeiten seine Gruft und geht auf Bärhegen, wo einst die Buchenallee gestanden, spazieren. Während seiner Abwesenheit sind die Schlossgeister emsig damit beschäftigt, den im Berg verborgenen Schatz aus der Höhle hervorzuschleppen und ihn zu sonnen.
Wer das Glück hat, kann das Gold und die Edelsteine in der Sonne funkeln sehen. Schon manchen hat ihr blendender Schein verlockt, die steile Berghalde zu erklimmen, um die Kostbarkeiten aus der Nähe zu besehen und sich davon etwas anzueignen. Wenn er aber müde und erhitzt an jene Stelle kam, war der Schatz spurlos verschwunden.
Emmentaler Sagen, Hermann Wahlen, 1962 Gute Schriften Bern
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.