Der Schuss von Burgistein

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Als die Berner im Jahre 1339 mit ihren Eidgenossen bei Laupen auf des Königs Ludwig stolzes Heer losstürmten und ihre Sichelwagen mit ihnen, flohen eine Anzahl ihrer Leute in den sicheren Wald zurück. Aber Erlach, der tapfere Anführer der Berner, rief mit gewaltiger Stimme: "Laßt sie nur fliehen, die Spreu ist von den Körnern gestoben!" So begann denn die Schlacht und endigte nach einem fürchterlichen Ringen mit einem glorreichen Sieg der Berner und ihrer Hilfsvölker. Während aber die Schlacht noch tobte, waren einige Späher des Ritters Jordan zu Burgistein, der selber zu feig war, gegen die fest zugreifenden Berner in den Kampf zu ziehen und schön auf seiner Burg am Ofen blieb, zu ihrem Herrn geeilt. Sie hatten gleich zu Beginn der Schlacht die feige Flucht eines geringen Häufleins der Berner gesehen und hatten dann, in der Meinung, die Berner würden nun gewiß verspielen, dem Ritter Jordan schon die Niederlage des verhaßten Bern gemeldet. Da lachte der Ritter auf und rief frohlockend aus: "Das ist ein guter Schmied gewesen, der diese Waffen wider Bern geschmiedet hat!"

Als nun die Berner nach der siegreichen Schlacht stolz und guter Dinge nach Hause zurückkehrten, kamen sie auch am Schloß Burgistein vorüber, dessen Herr eben im Fenster lag und den geschlossenen Helm auftat, um recht gut sehen zu können, wie die Berner so nahe an seinen Mauern vorüberzögen. Sie hatten aber seine bösen Spottworte nach der Schlacht wohl vernommen und sie im Herzen bewahrt.

Wie nun der Ritter Jordan das Fensterlädlein öffnete und das Visier hob, flog ihm aus der Schar der heimkehrenden Berner ein Pfeil in den Kopf, also daß er zurücksank und steintot war. Der Schütze aber, ein wackerer Berner Armbruster, rief zur Burg hinauf: "Das ist auch ein guter Schmied gewesen, der diesen Pfeil geschmiedet hat!"

Danach ergab sich die Burgfrau. Das Schloß aber wurde bis auf den Grund zerstört.

Bern aber, das vordem unter dem mächtigen Adel und der Stadt Freiburg gar viel zu leiden hatte und sich mit Bärenkraft und mit gut auslangenden Bärentatzen nach allen Seiten zu wehren hatte, wurde bald so mächtig und angesehen, daß die vorherigen Untertanen der adeligen Herrschaften das Spottsprüchlein sangen:

"Unsere Herren und Helfer liegen in den Hürsten.
Nach dem Kaiser und Adel soll uns wenig dürsten.
Gott ist Bürger worden zu Bern.
Wer mag da wider sie kriegen gern?"

Quelle: Meinrad Lienert, Schweizer Sagen und Heldengeschichten, Stuttgart 1915

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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