a) In den Wanneliplatten im Schächental, einer einsamen felsigen Gegend, lebten Wilde. Unter ihnen waren zwei Schwestern, Zutzi-Mutzi und Korinterli (auch Korinti), die gar nicht miteinander auskamen. Korinterli machte sich davon, kam in das hochgelegene Heimwesen Windeggen ob Unterschächen und bot sich als Magd an. Was sie arbeiten könne, fragte man. Sie könne im Haus und draussen schaffen, sagte sie, aber lieber doch draussen. Wie sie heisse? »Korinterli.« Also gut, sie dürfe bleiben. Aber im Uräwätter schaffe sie nicht, sagte sie, welchem Wort man wenig Bedeutung beimass. Sie war tatsächlich eine ausgezeichnete Magd. Sie nahm es mit jedem Mannenvolk auf und trotzte Sturm und Wetter. Sie ging männen mit den Mannenvölkern. Nur wenn der warme Föhnwind wehte, versteckte sie sich und war nicht zur Arbeit zu bewegen; das sei eben »Uräwätter«, sagte sie.
Es war ein Wintertag, und Korinterli ging mit dem Mannenvolk gegen den Klausen männen. Unterwegs wurde ein Joch beschädigt und unbrauchbar. Eines der Mannenvölker ging gegen Unterschächen zurück, ein anderes zu holen. Auf der Rückkehr in der Nähe von Äsch hörte es eine Stimme: »Jochliträger! Sage dem Korinterli, es könne heimkommen, das Zutzi-Mutzi sei gestorben.« Nun, als er bei den Gespanen auf der Balmalp ankam, sagte er nichts, aber am Abend zu Hause erzählte er sein Erlebnis. Sobald Korinterli es gehört, packte es wie der Blitz seine Sachen zusammen, ging davon und kehrte nie wieder.
Jakob Schuler, Schattdorf
b) Ein Mädchen diente in einem vornehmen Hause in Altdorf als vortreffliche Magd. Nachts kam einmal eine Stimme vors Haus und rief: »Zutzimutzi, stand üff! ds Grossmiätti isch gstorbä.«
Theresia Gisler, 73 Jahre alt, Spiringen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.