a) Ob Frentschenberg in Bristen hatten früher viele Allmendnussbäume gestanden. Dort war auch ein Wässerlein und dabei ein Trog. Zu diesem Trog kam öfters ein grosser Wurä mit einer gelben Krone auf dem Kopfe, die so gross war wie ein Suppenteller und wie das reinste Gold glänzte. Er legte sie auf den Trogkopf, kletterte auf den nächsten Nussbaum und schaute sich von dort aus die Umgebung an. Hatte er seine Rundschau beendet, setzte er sich die Krone wieder auf den Kopf und schlich davon. Einst lauerten ihm einige Burschen auf, die es nach dem Golde gelüstete. Als das Tier auf dem Baume war, packten sie die Krone und liefen eiligst davon. Sobald es die Krone nicht mehr sah, schoss es wütend herunter und zerschellte auf dem Trogkopf. Die Burschen besassen jetzt einen ganzen Pattsch des klarsten, reinsten Goldes.
Fr. Walker-Furger, 85 Jahre alt, Amsteg
b) Ein Geissbub pflegte sein Essen mit einer Schlange zu teilen, die eine goldene Krone auf dem Kopfe trug. Nach der Mahlzeit löschte er seinen Durst im nahen Bache, und auch die Schlange kroch dahin, legte die Krone auf einen Stein und soff aus dem Bache. Nach und nach gelüstete es den Knaben nach dem kostbaren Golde; wahrscheinlich hatte ihn jemand unterrichtet. Das nächste Mal blieb er etwas hinter der Schlange zurück und schoss, als diese anfing zu saufen, pfeilgeschwind auf die Krone los, packte sie und flüchtete sich mit ihr flink wie eine Katze auf einen nahen, hohen Erlenbaum. Als die Schlange sich umkehrte, war ihr Kopfschmuck schon verschwunden. Sie raste auf die Erle los und schaute und züngelte da hinauf und probierte hinaufzuklettern. Aber es ging nicht. Da begann sie zu wüten und zerschlug zuletzt in blinder, ohnmächtiger Wut ihren Kopf an den Erlen, bis sie verdarb.
Josefa Walker, Amsteg
c) Zu Häggrigen hauste noch zu Menschengedenken unter einem Stein am Bach ein Wurä mit einer fingerringgrossen goldenen Krone. Jeden Frühling in einer bestimmten Woche wusch er sich im Bache. Das wussten die drei Buben zu Häggrigen; sie passten dem Wurä ab und wollten ihm die Krone rauben, die er auf einem Stein liegen hatte, während er badete. Aber das liessen sie hübsch bleiben! Sobald sie Miene machten, die Krone zu packen, pfiff das Tier auf merkwürdige Weise, und von allen Seiten kamen die Würm zu Hilfe. Die Buben konnten sich nur dadurch retten, dass sie wie rasend den Rain aufwärts liefen. Abwärts schiessen die Würm durch die Luft, aufwärts aber können sie nicht kriechen. Die Würm haben in der Mitte des Leibes zwei fingergrosse Beine.
Fr. Baumann-Dubacher
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.