a) Im Entlebuch lag ein grosser Herr auf dem Sterbebett, und der Teufel vernahm das und dachte, das gäbe einen schönen Heizgrunggel für die Hölle, den dürfe er sich nicht entgehen lassen. »Aber sputen muss ich mich, dass mir der Joderli nicht zuvorkommt.« Und er schritt auf ein Häfelein zu, rührte darin und sagte laut dazu: »Riähr um, Häfeli, riähr um, das i zyt i zwänzg Minüttä-n-im Äntlibüech bi!« So mehrere Male und d'rnah üff und drüss und d'rvo. Aber dem St. Joder war die Kunde auch zugekommen, und er konnte dem Horämelki zuschauen und abhorchen, wie er es anstellte. Auch er nahm seine Zuflucht zu dem famosen Häfelein, rührte darin und murmelte dabei: »Riähr um, Häfeli, riähr um, das i zyt in-närä Viärtelstund im Äntlibüech bi!« Und fort war er. An einem grossen Wasser holte er den Widersacher ein und zwang ihn, ihn hinüber zu buckeln. Der also nahm ihn richtig, wenn auch ungern, auf seinen Buckel und trug ihn durch die Lüfte über das Wasser. Mitten darauf rief er: »Joderli, bsägni-di, äss gaht heech!« Aber St. Joder wollte nicht und entgegnete: »D'Müetter het-mi am Morged bsägnet, und das tüets fir-ä ganzä Tagg.« Hätte er sich bsägnet, so hätte ihn der Teufel abgeworfen. Rechtzeitig, noch vor dem Teufel, langte der Bischof bei dem Sterbenden an und konnte dessen Seele retten und für den Himmel gewinnen; der Gehörnte musste leer abzottlen. – St. Joder ist bei uns im Isental Kirchenpatron.
Fr. Jauch-Bissig, 62 Jahre alt.
b) ... Auf der grossen Rhonebrücke zu Sitten tanzten am Karsamstagmorgen sieben Teufel, als St. Joder dazukam . ... Drei von ihnen fragte er, wie flink sie seien. »Ich bin so flink, dass ich die Bsetzi hinter einem fliehenden Reiter ihm vorwegs vor das Ross zu versetzen vermag.« – »Und ich wie eine Kanonenkugel.« – »Und ich wie ein Weibergedanke.« ... »Joderli, bsägni-di, susch nimmt-di d'r Tyfel!« ... Ursner, die in der Gegend von Sitten in den Weinbergen gearbeitet, haben diese Geschichte dort gehört.
Michael Simmen, 68 Jahre alt, Realp
c) ... St. Joder spazierte auf der Brücke und studierte die Predigt . ... »Ich bi so flingg wiä d'r Vogel i d'r Luft.« – »Ich wiä d'r Wind.« – »Und ich wiä d's Mäntschä Gidankä.« – »Sä nim-mi sofort uf-ä Rigg und träg-mi bis vor d's Papschts Palascht!« Uf-ä Rigg g'nu häig-ä-n-är, aber nitt gärä . ... Dr Papscht häig nu diä bliämtä Panteffel agha, und d'r Bischof häig diä ganz Tauf miässä-n-umändärä.–
Ä Walser het miär das v'rzellt.
Peter Anton Gamma, 50 Jahre alt, von Göscheneralp
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.