Ein Schmied hatte sich dem Teufel verschrieben unter der Bedingung, dass ihm dieser stets Kohlen, Eisen und Stahl genug liefere, und der gute Teufel hielt den Pakt pünktlich inne. Da kamen eines Tages ein Fraueli und ein Mandeli mit einem Eselein daher. Es waren die Mutter Gottes und der St. Joseph. Aber der Schmied kannte sie nicht. Der St. Joseph wollte sein Eselein beschlagen lassen. Da sich der Schmied dessen weigerte, versprach er, ihm als Lohn drei Wünsche zu erfüllen. Jetzt wünschte sich der Meister einen Stuhl, der jeden, der sich darein setze, zurückbehalte, bis er ihn loslasse; einen Kirschbaum, der das ganze Jahr reife Früchte trage und jeden festhalte, der da Kirschen pflücke, und einen Sack, der seinen Inhalt festhalten solle, bis er ihn freigebe. Gut, die drei Wünsche wurden ihm gewährt. Zu gesetzter Frist erschien der Teufel, den Schmied zu packen. Der aber lud ihn ein, ein wenig zu ruhen, bis er sich angekleidet habe. In den Werktagskleidern dürfe er doch nicht kommen. Der Teufel begriff das, setzte sich in den Stuhl, den ihm der Schmied höflich anbot, und machte sich's bequem. Als dann der Schmied erschien und sich anerbot, mit ihm abzureisen, blieb der Stuhl am Hintern des Teufels hängen, und heulend und winselnd musste er dem Schmied eine Galgenfrist gewähren, nur um des fatalen Stuhles los zu werden.
Kaum war die gewährte Frist abgelaufen, als sich der Teufel zum zweiten Male dem Schmied vorstellte und ihn einlud, mit ihm zu kommen. »Warum auch nicht«, meinte der, »aber schau da die schönen Kirschen an! Willst du nicht in den Baum hinaufsteigen und dich an ihnen erfrischen?« Der Teufel liess sichs nicht zweimal sagen, erkletterte den Baum und frass Kirschen. Als er aber hinuntersteigen wollte, konnte er nicht und musste sich dazu bequemen, dem Schmied eine erneute Frist zu gewähren. Sobald diese zu Ende war, stand er wieder in der Schmiede, seine Beute zu holen, doch der Meister sagte: »Du wirst wohl begreifen, dass ich nicht gerne mit dir durch das Dorf hinunter gehe, schlüpfe also in diesen Sack hinein, und ich will dich tragen, bis wir zum Dorfe hinaus sind.« Der Teufel begriif und schlüpfte in den offenen Sack, den der Schmied hinhielt und dann fest zuschnürte. Mit ihm wanderte er einer Hammerschmiede zu, wo er ihn mit dem grossen Hammer bearbeitete. Lautes Jammern und Winseln ertönte aus dem Sacke; aber es war umsonst; der Hammer hörte mit seiner Arbeit nicht auf, bevor der arme Teufel den Schmied gänzlich frei liess.
Jos. Maria Baumann, 68 Jahre alt, Ursern
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.