a) Urispiegel hätte des Teufels Alter erraten sollen. Da war er übelfeil; endlich kam ihm eine List in den Sinn. Er ging und wälzte sich im »Chriäsimües«, bis er über und über damit bedeckt war, und hernach in einem Haufen Federn. Dann bestieg er einen Baum, wo der Teufel, wie er wusste, oft vorbeiging. Als er ihn kommen sah, machte er auf dem Baum allerlei Manöver, er krähte, pfiff, sang und schrie auf alle Art und Weise. Der Teufel wurde aufmerksam, schaute in den Baum hinauf, betrachtete eine Zeitlang das seltene Wesen da droben, hed ä Tschollä-n-üsäglachet und het griäft: »Jetz bini scho tüsig Jahr Tyfel, aber äsonnä Vogel hani doch nu niä gseh!« Jetzt wusste der Urispiegel genug, und als der Teufel kam und höhnisch fragte: »So jetz, wiä altä bini?«, hielt er ihm prompt die Antwort entgegen: »Tüsig Jahr!« So hatte es der Teufel verspielt.
Fr. Walker-Furger, 85 Jahre alt, Maderanertal
b) Eine Königstochter hatte einen ansehnlichen Kropf. Dennoch hätte sie ein Jüngling einzig um des Geldes willen gerne gehabt und liess sich zu diesem Zwecke sogar mit dem Teufel ein. Der sagte, wenn er ihm innerhalb einer gewissen Frist sagen könne, wie alt er sei, wolle er sie ihm verschaffen. Der Bursche verfiel nun auf eine eigenartige Idee. Er wälzte sich nackt zuerst im Honig, dann in Vogelfedern herum und bestieg abends eine Tanne, unter welcher der Teufel, wie er wusste, an bestimmten Abenden ein Feuer anmachte. Als der da war und feuerte, fing der Bursche im Baum oben zu pfeifen an etc . .... Der Teufel musste ihm die Königstochter verschaffen. Wie er das anstellte, weiss ich nicht.
Fr. Gisler-Bissig, 65 Jahre alt, Unterschächen
c) Ein Mann hatte einen Akkord mit dem Teufel, er hatte sich ihm verschrieben. Als die Zeit herannahte, wo der Teufel ihn holen konnte, wurde ihm heiss und angst, und er klagte seinen Kummer der Frau. Diese machte ihm leicht, indem sie sagte: »Ä pa! man sagt nicht umsonst dummer Teufel. Lass nur mich machen; wenn er sich einstellt, werde ich schon mit ihm markten.« Der Schwarze kam, und die Frau redete ihn an, und er liess sich mit ihr ins Markten ein. Er schenkte dem Manne noch ein Jahr und versprach, ihn gänzlich zu entlassen, wenn ihm die Frau übers Jahr sagen könne, wie lange er schon Teufel sei. Als die gesetzte Frist ihrem Ende nahte, zog sie den Gatten splitternackt aus, wälzte ihn im Honig umher und dann in einem Sack voll Hühnerfedern. In diesem Zustand hiess sie ihn einen Baum besteigen, an dem der Teufel von Zeit zu Zeit vorüberging. Als er kam, begann der Mann im Baume droben zu pfeifen, und der Hörelimann wurde aufmerksam und schaute hinauf. Lange, lange beguckte er das Ungeheuer da oben, bis er endlich rief: »Jetz bini tüsig Jahr Tyfel, aber ä sonnä gspässigä Vogel hani doch nu niä gseh!« Das schlaue Weib hörte das, und als der Teufel kam, den Gatten zu holen, konnte sie ihm sagen, wie lange er Teufel sei. Da war er gefangen.
Hans Aschwanden, 50 Jahre alt, Isental
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.