a) Aus Elend und Verzweiflung wollte ein armes Mandli sich erhängen. Als es sich dem Walde näherte, wo es seine schreckliche Tat vollbringen wollte, kam ihm in den Sinn, dass es den Strick vergessen, und es wollte umkehren, ihn zu holen. Aber da rief eine Stimme: »Wydä sind äu güet.« Das machte den Armen doch stutzig; er besann sich eines Bessern und gab sein unseliges Vorhaben auf.
Zäzilia Gisler -Walker, 70 Jahre alt.
b) Ein armes Männlein aus dem Reusstal wurde verklagt und musste vor Gericht erscheinen, wo es eine harte Busse zu erwarten hatte, und sein Geldbeutel litt schon so wie so an der galoppierenden Schwindsucht. Wie er sinnend und sorgend an der Rynächtflue vorüber schreitet, denkt er bei sich: »Bim Eid, wenn-d'ä Strick hättisch, sä giängtisch-di ga erhänkä!« In diesem Augenblick rief es laut und deutlich von der Fluh herab: »Wyddli (Weidenzweige) tätet's äu!« Diese Dienstfertigkeit des unsichtbaren Helfers gefiel dem Reusstaler doch nicht; er kehrte um und fasste den festen Vorsatz, einer solchen Einflüsterung in seinem Herzen nie mehr Raum zu geben.
»Diä, wo-ssi tiäget erhänkä, heiget der scheenscht Tod, hennd alligs diä Altä gseit; deenä tiäg der Tyfel üffspielä und Musig machä. Und das hani äu gheert sägä, friähner heigmä settig, wo-ssi sälber lyblos gmacht heiget, un der der Tiräsellä durä zum Hüs üss tah«, belehrt mich meine Erzählerin.
Frau Wipfli-Herger, 78 Jahre alt, Schattdorf, und a.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.