a) Der fromme Pfarrer Christen von Wassen und der Pfarrer von Erstfeld wallfahrteten nach Einsiedeln. In Schwyz sagte Christen zu seinem Gespanen: »Ich gehe über den Haken, und du schlägst den Weg über den Katzenstrick ein. Wenn dir ein Mannenvolk begegnet, das verstört und verzweifelt dreinschaut, so nimm's mit und bring's nach Einsiedeln!« Hierauf trennten sie sich. Dem Pfarrer Christen begegnete auf der Hakenegg so ein verzweifeltes Männlein, das ihm auf seine Anrede sagte, es müsse dem Teufel entlaufen. Christen vermochte es zu überreden, mit ihm nach Einsiedeln zurückzukehren. Am Gnadenort liess er es vor der Gnadenkapelle in eine Stande voll Weihwasser sitzen und begann dann seine Beschwörung in Gegenwart des Konventes. Da flog auf einmal ein Rabe im Kirchengewölbe herum, stürzte sich auf den Besessenen herab, denn ein solcher war der in der Stande, und zog ihn bis nahe an die Füsse heraus. Er flog zum zweiten Male in die Höhe und tat wieder einen Angriff, wobei er ihn bis zur Leibesmitte herausziehen konnte. Beim dritten Angriff vermochte der Rabe nichts mehr über den Gesuchten, der jetzt gerettet war. Das unheimliche Tier verschwand, hinterliess aber einen höllischen Gestank, denn es war der Teufel gewesen. Sie riefen ihm noch hintendrein: »He, ds Christäblüet isch nu nitt verchäuft.«
Josef Baumann, im Miseli, und Barbara Gerig, Gurtnellen
b) Als nach dem Tode des reichen N.N. dessen Sohn zum ersten Mal in den Keller hinunter ging, wo der Verstorbene sein Geld in Mutten aufgehäuft hatte, kamen ihm Raben aus dem Keller entgegengeflogen.
c) Einen Raben trafen auch die zwei Männer, die zu Aesch unter der Kapelle nach dem Schatze gruben, auf der Kiste an; der setzte sich aber gehörig zur Wehr, und als sie trotzdem die Kiste lüpfen wollten, fielen sie rücklings um und kamen vom Verstand. Sie hörten nur noch den Schatz zur Tiefe rasseln.
Frau Müller-Imholz, 52 Jahre alt, Unterschächen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.