Der Teufel tanzt

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Zu Amsteg, im »roten Haus«, das vor Zeiten eine Wirtschaft soll gewesen sein, erlustigte sich die fröhliche, erwachsene Jugend von Amsteg, Ried und Intschi an einem, wie sie glaubten, ehrsamen Tänzchen. Sogar der fromme und gelehrte Kaplan des Örtleins war auf Einladung des biedern Völkleins erschienen und unterhielt sich hinter dem grossen, runden Wirtstisch mit den ernstern Ratsherren und Vorgesetzten. »Wiä g'fallts-ech, Herr Kaplan?« ruft da einer der Tänzer. Mit wohlwollendem, aber ernstem Blick überschaut der Gefragte die fröhliche Gesellschaft und meint: »O, nyd äppartigs!« »Jä, gaht-s da nitt luschtig?« fragt jetzt der ganze Chorus. Der Kaplan schweigt. Dann winkt er einen der Tänzer zu sich und fordert ihn auf: »Stelle deinen rechten Fuss auf meinen linken und schau über meine rechte Schulter auf das Pärchen dort!« (mein Erzähler wusste nicht sicher, ob rechter oder linker Fuss, rechte oder linke Schulter). Der Gerufene tat so. Er betrachtete das Pärchen und wurde bleich wie ein Aschentuch und begann zu zittern. Mit dem schönsten Mädchen sah er den lebendigen Teufel tanzen. Das blieb natürlich nicht heimlich, und Furcht und Angst überfiel alle. Mit dem Tanzen hatte es ein Ende. Aber wie den unwillkommenen Bocksfüssler hinauskomplimentieren? »Nun, herausschaffen will ich ihn schon«, tröstete jetzt der Seelsorger die verlegenen Leute und exorzierte mit kräftigen Formeln die Stube. Aber das gab Arbeit! Er war über und über mit Schweiss bedeckt, als er Buch und Stola weglegte und laut verkündete: »So jetz, dussä wär-er, aber zum Pfeischter innä lüegt er nu, und ä da äwägg z'tüe, hani nitt Gwalt, da miä-märä lah.« Wieder liess er einen über seine Schulter gucken, und dieser erblickte den Verjagten auf dem Baum neben dem Hause. Da spähte er immer noch in das Tanzstübchen hinein.

Mitgeteilt: Josef Zgraggen, Pächter am Rütli

b) In dem uralten kleinen, zur Hälfte aus Stein und zur Hälfte in Holz aufgebauten Tatschihüsäli »bei der Schützen« an der Gotthardstrasse zu Silenen, von dem man sagt, es sei ein Heidenhüüschen, waren eines Abends junge Burschen und Mädchen bodenlos lustig und tanzten nach Herzenslust. Da trat noch einer herein; är syg nä-n-äso bikannt vorchu, und doch heiget-s-ä nitt chennä heitüe. Sie hiessen ihn willkommen und luden ihn freundlich ein, mit ihnen zu tanzen. Es war ein junger, schmucker Bursche, und nicht lange währte es, so gebärdete er sich als der lustigste von allen und zeigte sich als ein ganz famoser Tänzer. Im Träppelen und Geuzen, ja, da tats ihm vollends keiner nach. Sein ausgelassenes Wesen steckte alle an, und bald war die Gesellschaft rein ab em Chettäli. Da fiel dem feinen Ohr des Spielmannes ein ganz sonderbares Träppelen auf; es tönte so hart, fast wie wenn jemand mit einem Hammer auf die Diele schlagen würde. Er horcht, lässt seine Augen über den Tanzboden, über die Füsse der Tanzenden dahinschweifen und sieht endlich, dass der schönste und fröhlichste Tänzer, der Unbekannte, ein Paar Bocksfüsse – Geisstschäggli – schwingt. Da legte er denn doch sein Instrument zur Seite und rief es allen, was er gesehen. Nun sich der Bocksfüssler verraten sah, machte er sich davon, hinterliess aber ein so schauderhaftes G'schmäckli, dass es allen schlecht wurde.

Zacharias Zurfluh

c) Bei einem Tanz in Meien ging es mordslustig zu. Da kam ein kleines Kind herein; es schaute im Zimmer umher, zeigte dann auf einen Tänzer und sagte: »O jee, der het ja Gäisstschäggli!« Mit den Worten: »Das chlynscht das ergscht« verschwand der Verratene, einen grässlichen Gestank hinterlassend. – Das hat der Vater erzählt.

Fr. Baumann, 33 Jahre alt, Meien

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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