a) Brevier betend, spazierte ein Pfarrer in der Nähe einer Brücke hin und her. Da kam auf einmal eine Bande Teufel lachend und johlend über die Brücke daher gepoltert. »Wohin, wohin so lustig?« fragte sie der Pfarrer. »Das Lasterweib in der nächsten Gemeinde ist am Sterben. Das wollen wir holen. Du kennst es sicher«, riefen die Teufel und marschierten lustig weiter. Der Geistliche hatte allzu oft von diesem Weib gehört, das alle Laster getrieben und nur eine einzige gute Eigenschaft besessen hatte: Barmherzigkeit gegen die Armen. Mit Grund bangte er um dessen Seelenheil und betete für seine Bekehrung.
Nach geraumer Zeit kehrte die höllische Schar zurück, aber ohne Beute und mit trauriger Miene. »He, he, warum nicht mehr so lustig« rief der Geistliche, »ist das Weib etwa nicht gestorben?« »Gestorben ist es schon«, antworten sie, »aber wir haben's nicht bekommen. Auf der einen Seite des Totenbettes hat die grosse Frau an einem fort massenhaft Bettlersäcke aufgehäuft; soviel wir ihrer wegrissen, soviel oder noch mehr hat sie wieder hingeworfen. Auf der andern Seite hat der Pfaff Weihwasser gespritzt, und so sind wir nicht zum Totenbett gelangt.«
Frau Arnold-Gisler, 50 Jahre alt, Bürglen, und a.
b) Äs heig einisch ä Ma gläbt. Der syg unändig ä güetä gsy gäg diä Armä, aber darnäbt heig-er de gar nid eppä das bescht Läbä gfiährt. Und de syg-er gstorbä, und da syget doch ä wiättigä Hüffä Bättlerpinggel um ds Bett ummäglägä, mä heig ds Bett schiär nymeh gseh.
»Ja, worum de?« fragte ich.
»Dank, dass der Bees nitt züechä het meegä«, belehrte mich die Erzählerin.
Anna Brücker, 85 Jahre alt.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.