Auf dem Lypplanggen-Stein zu Gufern im Maderanertal sahen die Älpler bisweilen ein Mandli sitzen, mit einen grünen Hüetli auf dem unkenntlichen, wie mit einem Tuch eingehüllten Kopf. Aber wenn sie nahe kamen, um ihm in das Gesicht zu schauen, war es jedesmal verschwunden. Einmal kaufte ein Bauer von Silenen am Maienmarkt zwei verflüemet scheeni jungi Pintnersywli. Voll Freude und mit nicht geringem Stolze sagte er zu seiner Frau: »Chumm lüeg! hani da nitt zwei prächtigi Sywli pracht, und billig?« Die Frau stimmte in das Lob ein. Bald hernach zogen sie nach Gufern z'Alp, und der älteste Bub musste die zwei Kleinode bewachen und hüten. Fast am ersten Tag schon rannten sie ihm urplötzlich wie besessen davon und stracks dem Kerschelenbach zu (das ältere Volk in Amsteg, Bristen, Intschi und so weiter spricht ganz richtig: der Chärscheler, der Chärschäläbach, Chärschälätall und nicht Kärstelen. Die urkundliche Schreibart seit dem 13. Jahrhundert und die der Kirchenbücher bis in die neueste Zeit ist Chersolon [1291], Kerselen, Kerseren), in dessen schäumenden Wellen sie verschwanden. Heulend lief der Bub zur Hütte. Der Empfang war kein freundlicher. Endlich raffte sich die Frau auf und machte ein Gelübde; ich weiss nicht was für eines. Kaum hatte sie das Versprechen abgelegt, kamen die zwei Pintner auf der andern Seite des Baches zum Vorschein. Aber das Mandli mit dem grünen Hüetli liess sich seither nicht mehr blicken (19. Jahrhundert).
Christina Exer, Silenen; Josef Jauch, Bristen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.