Der Teufel als Gevatter

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Ein armes Schuehmacherle hatte eine Stube voll Kinder (hatte 13 Kinder) und nichts mehr zu beissen und zu brechen. Und die Frau lag krank im Wochenbett. Da ging er auf die Suche nach einem Gevattermann für sein Neugeborenes. Wie er so, fast verzweifelnd, durch einen Wald dahinrannte, begegnete ihm ein ehrwürdiger Mann mit sanften Augen und redete ihn freundlich an: »Mein Lieber, was bist du so traurig?« »Ja, wiä sett-mä-n äu nitt trürig sy«, antwortete unwillig der Schuhmacher, »wemmä-n-ä Hüffä Gofä und nytt z'ässä het!«

»Und wo willst du jetzt hin?«
»Ae Getti wil-i ga süechä fir das Chlynscht (fir das viär-zächet Chind), wo jetz uf d'Wält chu isch.«
»Gibs mir, ich will schon Pate sein, und wenn du mir schön folgest, so sollst du keinen Kummer mehr haben.« Und der ehrwürdige Wanderer sprach dem Verzweifelnden freundlich in herzlichen, wohlgesetzten Worten zu.
»Iähr chennet-mer vill z'woll redä«, meinte der Schuhmacher, »ich gibi-n-is nitt, ych wil-i nitt firnä Gvattermann, iähr redet ja, me sett meinä, iähr wäret der Herrgott. – Wer sind-er susch äu?« »Ich bin der Herrgott.«
»Aebä! wiä g'seit; ych wil ich nitt firnä Gvatterma; iähr sind ungrächtä, summä gehnd-er alles und summä wider nytt!« Mit böser Miene kehrte der arme Schuhmacher dem Herrgott den Rücken, eilte in entgegengesetzter Richtung davon und stürmte planlos im Walde umher. Da traf er einen flotten Tiroler Jäger in schöner, grüner Kleidung, mit flottem Strauss auf dem grünen Hütchen. Auch von diesem wurde er freundlich gegrüsst und angeredet, und er öffnete ihm sein Herz und klagte sein Elend. »Gibs miär, ich will dr Gvatterma sy«, sagte der Grüne, »und wennd dü tüesch, was ich will, sä müesch Gäld gnüeg ha; all Wuchä bringi-n-ich ä Gäldseckel voll. Und da isch ä Wirzä, gib-si der Fräuw, de wird si gsund, und ych zweiä soll nytt fählä.«
»Jä nu«, erklärte der Arme, »weni nytt Urächts müess tue, sä gibi-n-i's ych.« »Da unnä«, fuhr der Grüne fort, »isch ä gyttige Schnyder; gang, schlachä z'tod, äs isch nitt schad umnä, und nihm-em d's Gäld!«
»Nei, das machi nitt«, weigert sich der Schuhmacher, »ä Mirder wili nitt sy!«
»Jä nu! dert unnä-n-isch ä gyttige Pür; der het under der Stägä-n-ä Hüffä Gäld verlochet, gang, nihm-ems; ich will machä, dass dr nid üsschunnt!«
»Nei, das machi nitt; ä Schelm wili nytt sy!«
»Jä nu! sä gang i ds Wirtshüs äs Scheppli güätä Wy ga trinkä. Da hesch Gäld, und da isch d'Wirzä fir dy Fräuw!«
»Nu, das wird nytt Beeses sy, äs het scho mängä-n-äs Scheppli Wy trunkä«, meinte der Beschenkte, nahm das Geld und die Wurzel und kehrte freudig nach Hause zurück, doch nicht, ohne vorher ins Wirtshaus einzukehren und gehorsam sein Schöpplein zu trinken. Daheim murrte die Frau, dass er so lange ausgeblieben. Doch er beruhigte sie, zeigte ihr das viele Geld, erzählte, woher es komme und dass er künftig genug davon haben werde, und gab ihr die Wurzel, da wurde sie fast auf einmal gesund.

Das Schöpplein Wein hatte dem Schuhmacher gemundet, und er kehrte jetzt, da er Moneten genug besass, jeden Tag im Wirtshaus ein. Es blieb nicht bei dem einen Schöpplein, es wurden deren zwei, drei und immer mehr. Er fing an zu spielen, zu raufen und ganze Tage und Wochen in der Pinte zu hocken. Die gut gemeinten Ermahnungen der Frau wurden niedergeschlagen mit den Worten: »Ds Gäld isch mys, lüeg dü fir dich!« Mit dem Frieden in der Familie war es aus. Die Frau, die wie alle Weiber immer das erste und letzte Wort haben wollte, wurde geprügelt, zuletzt noch erschlagen. Der Mann endete unter dem Schwerte des Scharfrichters. – So hatte der Grüne sein Ziel erreicht.

Hans Aschwanden, 50 Jahre alt, Isental

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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