In den Berghäuschen eines Alpentales wurde dick und oft Geld gestohlen. Doch niemand hatte das Wybervolch im Verdacht, das zur Sommerszeit in der Gegend bettelnd herumzog. Endlich hörte das Stehlen auf, und da wurde auch jenes Bettelweib nicht mehr gesehen. Einmal vernahm ein Mann aus dieser Gegend ein klägliches Heulen und Jammern von einem nahen Felsenband her. Er ging dorthin und fand den Teufel, der auf einem Hafen sass und jenes Bettelweib auf seiner Schoss hielt. Feuerflammen brachen aus dem Hafen hervor. Jammernd bat das Weib den Mann, er möchte ihm die Hand strecken und es den Krallen des Teufels entreissen. Gelinge es ihm, so werde er den ganzen Hafen voll Gold behalten können. Auch bekannte es, die Diebin zu sein, die jene Bergleute bestohlen. Es habe zur Sommerszeit in diesem Felsenband in einer Höhle gewohnt und das gestohlene Geld hier versteckt. Da wollte ihm der Mann die Hand strecken, aber es gelang ihm nicht, es wegzureissen, und der Teufel brüllte an einem fort: »Nimmsch dü diä, sä nihmä-n-ich dich.« Da wurde dem Manne angst, und obwohl das Weibervolk heulte: »So bin ich ewig verloren«, verliess er das Felsenband. Da fuhr der Teufel mit seiner Beute über die Fluh hinaus in die Lüfte und einen ganzen Tag hörten sie die Diebin heulen in den Lüften.
Frau Arnold-Gisler, 50 Jahre alt, Spiringen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.