Vor vielen, vielen Jahren, als das Maderanertal der grossen Welt noch unbekannt war, kamen bei der G'hirmi beim St. Antoni-Kapellchen am Eingang des Tales zwei sehr vornehm gekleidete fremde Damen in aller Eile daher und wanderten taleinwärts. – »Pressiert's?« riefen ihnen einige Holzarbeiter zu, welche da Rast hielten. »Ja«, erhielten sie zur Antwort, »wir kommen aus den Niederlanden und müssen auf den Hüfigletscher, um dort Hitze und Kälte kennen zu lernen, denn diese zwei Dinge haben wir im Leben nicht ertragen wollen. Wir müssen uns beeilen, damit wir noch Platz bekommen.« Sie eilten davon und entschwanden rasch den Augen der Neugierigen.
In anderer Fassung lautet die Sage: »Bei der Kreuzbuche, auch die »Dimmer Büechä« genannt, in der Mitte des sogenannten »neuen Weges« zwischen Amsteg und Bristen, begegnete eine sehr vornehme Dame einigen Landleuten von Bristen. Diese fragten sie nach dem Woher und Wohin und erhielten zur Auskunft: »Ich komme aus dem Niederland, wo mein toter Leib noch warm und in Sammet und Seide gekleidet auf dem Totenbette liegt. Ich habe in meinem irdischen Leben Hitz und Kälte nicht ertragen wollen und muss jetzt auf den Hüfifirn, um diese zwei Dinge noch durchzumachen.« – Ja, vom Niederland hent diä Altä vill zellt, wie das wyt fort syg.
Friedrich und Franz Epp und a.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.