Vor mehr als 100 Jahren war es, da hatte ein Priester von Silenen eine sterbende Mutter auf Frentschenberg »ausgetröstet« und verliess nun, nachdem er seines Amtes gewaltet, das Haus; es mochte etwa um 2 Uhr sein in der Nacht. Man wollte ihn heimbegleiten, aber er wünschte allein den Weg zu gehen, den er ja kannte wie seine Rocktasche. Da, wo der schmale Pfad dem fürchterlichen Abgrunde sich nähert, kam aus der Wiese eine Gestalt mit einem Licht auf den Geistlichen zu, ging ihm voran, zündete ihm auf dem schlüpfrigen Wege durch die jähe Wandelen, über die Brügeren und hinunter bis an das Ende des schmalen Weges, wo dieser im Teifenlachen in die breite Landstrasse ausmündet. Hier erstellte sich die Gestalt und gab sich als die soeben verstorbene Frau zu erkennen. »Dank euerer Hilfe bin ich gut gestorben und zur Seligkeit gelangt«, sagte sie zum grossen Trost des Priesters und verschwand.
Es mochte etwas über halb vier Uhr sein, als der Geistliche die breite, sichere Landstrasse betrat. Da bewegte sich plötzlich ein heller Schein, der die ganze Strassenbreite einnahm, vor ihm her, es wurde so hell, dass er hätte lesen können. Er schaute zurück und erblickte – den Glasscheibenhund, dessen grosses Feuerauge so zündete! Der wollte ihm nur zeigen, dass er eigentlich auch da wäre und zünden könnte.
Tobias Lussmann, Silenen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.