Von allen Seiten tosten die Lawinen zu Tale, als ein kecker Säumer mit seinem Ochsengespann durch die Schöllenen hinan stieg. Bei der Sprenggi wurde er gänzlich von den Schneemassen umringt. Eine Lawine verwehrte ihm das Weiterkommen, eine andere sauste hinter ihm in den Abgrund und versperrte ihm den Rückzug. Verlegen schaute er nach allen Seiten nach Hilfe sich um. Da auf einmal erschienen 4 starke Männer mit Schneeschaufeln und öffneten den Weg. So rasch und wacker arbeiteten sie darauf los, dass der Säumer nicht imstande war, sie einzuholen, obschon es sein sehnlichster Wunsch war. Gerne hätte er ihnen gedankt und sie zu einem Imbiss und zu einem Glas Wein eingeladen. In der Nähe des ehemaligen Pfarrhofs bei der alten St. Kolumbanskirche hörte er sie noch den Schnee von ihren Schuhen und Schaufeln abklopfen, und dann hörte und sah er nichts mehr von ihnen. Jedenfalls sind diese Helfer in der Not arme Seelen gewesen; denn der brave Säumer unterliess es nie, die verlassenen armen Seelen zu trösten und für sie zu beten, wenn er am ehemaligen Friedhof bei der alten Kirche vorbeiging.
»Jä, die Gschicht soll denn aber wahr sy; das syg alles innärä Schrift z'läsä, wo si im Turmchnopf z'An dermatt gfundä hend. Der alt Lehrer Kolumban Russi het si sälber nu i der Hand g'ha.«
Frau Bonetti-Regli, Andermatt
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.