In der Alp Gornern alpete auch ein Mann aus der Holderi von Gurtnellen mit seiner Frau. Jeden Abend, – jäh das soll de wahr sy! – hörten sie es um die Alphütte herumgehen. Dann kam es zur Türe hinein, stellte den Stock an die Wand und warf polternd die Holzschuhe auf die Diele und an die Wände. Aber das hörten sie ohne etwas zu sehen. Als sie am Herbst von Alp fahren wollten, hörten sie es erbärmlich flennen und jammern. Da sagte der Mann: »Uns und unsern Nachkommen ohne Schaden und Nachteil kannst du mit uns kommen. Aber daheim musst du mit dem Platz hinter der Haustüre zufrieden sein.« Jetzt hörte das Flennen auf, und sie fuhren ab. Sie spürten, dass es unsichtbar hinter dem Sennten einher kam und das Vieh trieb und von Zeit zu Zeit hörten sie es rufen: »Hoi! Hoi!« Das Vieh folgte prächtig und in guter Ordnung, sie hatten gar keine Arbeit. Daheim, als der Mann ins Haus trat und dabei, weil er müde war, den rechten Arm hob und mit der Hand an einem Türpfosten sich ein wenig stützte, fühlte er es unter seinem Arm ins Haus hinein wischen. Hinter der Haustüre hielt es sich lange Zeit auf, still und ohne jemand zu belästigen. Später redeten sie es an, und da bekannte es, es sei eine arme Seele. Man erlöste sie.
Jos. Muheim, Göschenen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.