Die kleinen, winzigen Erdmännchen hatten auch ihre grossen Feinde. In der Nähe von Menzingen war eine kleine Höhle. Da wohnte ein emsiger Zwerg. Er war in der ganzen Umgebung sehr beliebt, da er überall gerne bei den landwirtschaftlichen Arbeiten in Hof und Stall aushalf, soweit es in seinen Kräften stand. Besonders oft weilte er beim Gschwändbauern. Da dieser ein etwas leichtsinniger Bauer war und die Stallarbeiten vielfach vernachlässigte, hatte das Erdmännchen hier einen grossen Arbeitsplatz.
Als wiederum die fröhliche Fasnachtszeit herankam, frug der Bauer sein winziges Knechtlein, ob es nicht für ihn in diesen Tagen Haus und Hof verwalten und besorgen wolle. Das Erdmännchen sagte freudig und voll Diensteifer zu, nur dürfe kein anderes Wetter einfallen, sonst müsste es seinen Dienst auf künden. Da es damals recht gutes Wetter war, achtete der Bauer nicht besonders auf diesen Vorbehalt und ging freudig auf den längst ersehnten Fasnachtstanz. Zwei Tage lang schwang er das nimmermüde Tanzbein und war bodenlos lustig und fidel, denn daheim war ja alles im Guten, das Erdmännchen war da und besorgte die dringenden Geschäfte, er brauchte keine Sorgen um den Viehstand zu haben.
In der Frühe des allzu raschen Aschermittwochs ging der Bauer tanzmüde heim. Aber was war in seiner Abwesenheit geschehen! Das Vieh war am kläglichen Verenden und niemand hatte sich während den zwei Tagen und zwei Nächten um die Tiere und um die Stallgeschäfte bekümmert. Voll Wut eilte der Bauer zur Höhle des Erdmännchens und tobte wie ein Besessener. Allein, das Erdmännchen entschuldigte sich, es hätte ja ausdrücklich gesagt, daß es nur bei schönem Wetter kommen könne. Nun sei aber der wilde Föhn ins Land eingebrochen und der wäre sein grösster Feind. Wenn es in diesen föhnheissen Tagen nicht in der kühlen Höhle geblieben wäre, so hätte der Föhn ihm Knochen und Bein restlos ausgetrocknet.
Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 129
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.