Im Gschwend bei Menzingen soll vor vielen Jahren eine Hexe gewohnt haben. Sie lehrte ihre Kinder Mäuse machen und ähnliche Hexenkünste. Eines Tages ging ein Zuger, der sich von diesen schwarzen Künsten überzeugen wollte, zu der Unholdin ins Haus. Er wünschte, sie möchte einen Donner mit einem grellen Blitz hervorhexen. Sie war gerne bereit und versprach sogar, es werde ein feiner Regen dabei auf die Erde fallen. Der gwundrige Bauer müsse aber auch ein wenig Handlangerdienste leisten; das er auch gerne versprach.
Die Hexe gab ihm einen Krug in die Hand und füllte ihn mit klarem Wasser. "Ich gehe nun zuoberst ins Haus und du musst dann ein paar Tröpflein Wasser aus dem Fenster leeren", lauteten die Weisungen der Hexe. Der Bauer wollte nun dem Regen etwas nachhelfen und leerte ohne langes Besinnen den ganzen Krug Wasser zum Hausfenster hinaus, und siehe da, ein gewaltiger Wolkenbruch ergoss sich auf die Erde.
Ein andermal nahm die Hexe eine Bauerntochter mit sich auf den Hexensabbat. Mit einer duftenden Salbe bestrich sie ein Hölzlein und mit dem so präparierten Stäblein flogen beide an den stillen Ort der Hexenzusammenkunft. Dort sollte das Menzinger Mägdlein sein geweihtes Skapulier ablegen. "Jesses, nei", war der erschrockene Ruf der Bauerntochter und im wilden Hui war der ganze Hexenzauber verschwunden.
Die Jungfer fand man nackt auf dem hölzernen Brückendach der alten Lorzentobelbrücke wieder.
Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 107
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.