Gemäss einem uralten Brauch soll man in Menzingen von St. Andreas Geld erwartet haben. Das Sankt Andreasfest war früher Zins- und Zehnttag. Manch armes Bäuerlein hat wohl am Vorabend des Apostelfestes keine Ruhe gefunden, wenn ihm für den morgigen Zinstag das nötige Geld fehlte und aus diesem Grunde wird mancher darum seine Zuflucht zu Sankt Andreas genommen haben. Der Ausdruck "andreslen" kommt in der Schweiz auch andernorts vor und bezeichnet eine zauberhafte Handlung mit glücksbringender Bedeutung.
Item, zu Menzingen soll folgender Brauch gehandhabt worden sein:
Am Vorabend des Aposteltages wurde ein hölzerner Zuber voll Brunnenwasser in die oberste Kammer des Hauses gestellt. Alle Hausinsassen versammelten sich in dieser Kammer und knieten in der Runde um den Wasserzuber herum. Sie beteten die ganze Nacht durch in der Erwartung, ein mildherziger guter Geist werfe Geld in den mit Wasser gefüllten Zuber.
Ob das einmal eingetroffen sei, darüber schweigt allerdings die Geschichte.
Der Vorabend des St. Andreastages wurde auch von heiratslustigen Mädchen als Lostag betrachtet. Aus den Träumen wurde das Schicksal des kommenden Jahres gedeutet und am Abend vor dem zu Bettgehen warf man über den Rücken den Schuh gegen die Kammertüre. Zeigte die Schuhspitze gegen die Türe, dann schritt man im kommenden Jahr als glückliche Braut über die Türschwelle, wies aber die Spitze des Schuhs gegen das Kammerfenster, so musste man noch ein ganzes Jahr warten und sich gedulden in der stillen Hoffnung, dass Sankt Andreas dann übers Jahr einen ersehnten Mann zur Verfügung habe.
Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 99
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.