Ungefähr vor 50 Jahren hielt sich im Hause in der Schächenmatt, Bürglen, ein Geist auf, und zwar in einem Kämmerlein. Der häig da grüsig miessä lydä. Der häiget-s mängisch gheert gruxä-n- und pähtschä! Ab und zu kam er hinter dem Ofen über die Kammerstiege herunter. Es war ein Weibervolk in einem mächtigen Reifrock, der es beim Heruntersteigen ungemein irrte. Dann ging es in den Gaden, wo es einige Zeit stark herrschte, Säue und Kühe in eine und dieselbe Kette zusammenband, Kühe ab der Kette liess und ähnlichen Schabernack spielte, um dann wieder über die Kammerstiege sein Wohngemach aufzusuchen. Endlich verloren die Hausinsassen die Geduld und liessen den Bürgler Helfer kommen, den Sigelsbieler († 1897). Der ging zuerst in den Gaden. »Jöres, jöres!« sagte er, als er den ersten Blick hineinwarf, ganz entsetzt, und während er segnend und betend im Gaden voranschritt, musste er dreimal eine schöne Zeitlang stehen bleiben; schier gar trieb es ihn zurück. Zuletzt war kein trockener Faden, kein trockenes Haar mehr an ihm, so schwitzte er; aber gemeistert hat er's. Hernach begab er sich in das Kämmerlein; was er dort solange mit dem Wybervölchli zättiert und gevespert hat, weiss kein Mensch. Basta; endlich sei er doch ge kommen und habe gesagt, es könne sie nicht mehr belästigen, aber einen Platz müssen sie ihm noch im Hause belassen, bis es ganz erlöst sei. Sie müssen noch verschiedenes für's tun, dann sei es erlöst. Aber was, das durften sie nie offenbaren. Ich glaube, es habe sich um eine Spende gehandelt.
Fr. Nell-Gisler, 52 Jahre alt.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.